Herr übers Heer der Angsthasen
Autor: Katrin Geyer
Thurnau, Sonntag, 17. März 2013
Jean Paul ist nun auch in Thurnau angekommen. Ihm widmeten Künstler einen vergnüglichen Nachmittag.
Nein, ein bequemer Dichter ist Jean Paul nicht. Zwar hat er uns wunderbare Wortschöpfungen wie "Schmutzfink", "Gänsefüßchen" oder "Weltschmerz" beschert. Aber wer sich heute, im Jahr des 250. Geburtstages des in Wunsiedel geborenen Johann Paul Friedrich Richter, einlesen will in das umfangreiche Werk, braucht Durchhaltevermögen: Verschlungen sind manche Gedankengänge, sperrig die Formulierungen, bizarr die Bilder. Und die Sätze.... die verlieren sich bisweilen im Nirgendwo.
Gut, wenn sich jemand findet, der sich eingelesen hat in die Texte des Jean Paul und es versteht, sie zu präsentieren. Dann werden aus der schwer verdaulichen Wort-Kost bekömmliche Literatur-Häppchen.
Solche Häppchen hat am Samstag die Mannschaft des Thurnauer Literaten-Cafés serviert.
Das Publikum darf mitmachen bei diesem literarischen Spaß und sich gegenseitig Worte wie "Bisamschwein", "Eulenwurm"oder "Bombardierkäfer" zuwerfen, die von Jean Paul und seinem literarischen Nachfahren Christian Morgenstern ersonnen wurden.
Zu hören und zu erleben sind aber nicht nur Texte von Jean Paul, sondern auch von seinem Zeitgenossen Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis, den (vermutlich) keiner kennt, oder von Ingeborg Zapf, die zumindest in der Region (ebenso vermutlich) jeder kennt.
Gisela Kern steuert Biographisches über Jean Paul bei. Eigen-Artiges gibt es schließlich noch von Stephan Klenner-Otto. Der hat sich intensiv mit dem Dichter beschäftigt, hat schon viele seiner Werke illustriert. Nun hat er die Radierungen beigesteuert für das Bändchen mit der Nummer 1375 aus dem Insel-Verlag: "Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz" heißt es, präsentiert einen Text, der allen Jean-Paul-Anfängern wärmstens zu empfehlen ist - und lässt sich seinen besonderen Reiz erst beim genauen Hinsehen entlocken: Auf so gut wie jeder Illustration Klenner-Ottos versteckt sich ein Angsthase. Eine ganze Armee davon hoppelt über den Bucheinband. Warum auch nicht? Auch den "Angsthasen hat schließlich Jean Paul erfunden!