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Herbert Opel: Langweilig wird mir sicher nicht


Autor: Matthias Beetz

Kupferberg, Mittwoch, 22. April 2015

Ob Herbert Opel nun 20 Minuten mit seinem Enkel Vincent im Garten kickt oder gleich eine ganze Stunde - egal. Seit der 64-Jährige vor einem Jahr den Posten des Kupferberger Bürgermeisters an den Nagel gehängt hat, spielt die Zeit eine nicht mehr so wichtige Rolle. Doch zu tun hat er genug.
Kurze Trainingseinheit für die Kamera mit Enkel Vincent: Der frühere Kupferberger Bürgermeister Herbert Opel genießt die Freiheiten des Ruhestands. Foto: Matthias Beetz


"Das müssten so um die 20 Vereine sein", schätzt der gebürtige Neufanger, der 1964 mit gerade einmal 13 Jahren einer der jüngsten Sparkassen-Lehrlinge war und später der Liebe wegen nach Kupferberg gezogen ist. Dass er gleich bei mehreren Organisation des Posten des Kassiers bekleidet, ist berufsbedingt, wie er sagt. Und so sind auch ein Jahr nach dem Abschied aus dem höchsten Ehrenamt in seinem Kupferberger Wohnhaus noch zwei Zimmer für die Arbeit beschlagnahmt. "Wenn Du erst in Rente bist, dann kommt schon der eine oder andere Job dazu", verrät Opel. Beim Skiclub zum Beispiel, wo er zu den Gründungsmitgliedern des Jahres 1978 zählt, ist er neuerdings als Geburtstagsbeauftragter unterwegs.

"Die anderen Vorstandsmitglieder sind ja noch berufstätig, da mache ich das eben."

Dass ihm nach 30-jähriger Stadtratstätigkeit, die letzten zwölf davon als Bürgermeister der CSU, etwas fehlen würde, will er nicht behaupten. "Außerdem bin ich ja noch Kreisrat und auf Wunsch des Stadtrats im Abwasserzweckverband der Schorgasttalgemeinden", schränkt er den ganz bewussten Rückzug aus der Politik ein. Aber: "Ich habe 1964 mit der Lehre angefangen und habe mir gedacht, 2014 , nach 50 Berufsjahren, könnte man mal in Rente gehen."

Auch im Kupferberger Rathaus ist Herbert Opel immer wieder anzutreffen. "Wenn ich um Auskünfte oder Rat gebeten werde, dann helfe ich selbstverständlich. Ich bin ja auch nicht im Gram gegangen."

Nach wie vor viele Einladungen

Was die neu gewonnene Freiheit angeht, zeigt sich der 64-Jährige sehr zufrieden. "Ich lebe ruhiger und kann meine Zeitung jetzt auch von vorne bis hinten und dann noch einmal von hinten bis vorne lesen", erklärt er. Und: "Ich kann meine Termine selbst gestalten." Dass der dicke Handkalender immer noch griffbereit liegt, ist wohl Gewohnheit - und der Tatsache geschuldet, dass dem Kupferberger nach wie vor viele Einladungen ins Haus flattern.

Wenn Herbert Opel nicht gerade in Vereinsangelegenheiten unterwegs ist oder Kreistagssitzung hat ("Diese Arbeit sehe ich aus Sicht der Kommunen, die entlastet werden müssen"), kümmert er sich um Haus und Hof. Oder er pflegt auch mal öffentliche Grünflächen, was er schon in seiner Zeit als Bürgermeister getan hat. Und dann sind ja da auch noch die Nachbarn, "da hilft man sich gegenseitig". Im Haushalt mit anpacken? "Da mache ich schon mit", erklärt Opel, ohne dass Widerspruch von Ehefrau Monika käme.

Besonders genießt der Ex-Bürgermeister die Möglichkeit für spontane Entscheidungen. Kurzentschlossen ein Fußballspiel in der Sky-Sport-Kneipe anschauen oder einige Tage mit Ehefrau und Enkel Vincent in Urlaub fahren - bis vor einem Jahr ohne Rücksicht auf dienstliche Verpflichtungen nur schwerlich machbar. In diesen Tagen ist es wieder einmal soweit. Dann geht es auf den Jakobsweg. 108 Kilometer bis Santiago de Compostela stehen auf dem Tourenplan. Dass die Kleiderordnung inzwischen viel legerer ausfallen kann, ist ebenfalls recht angenehm, sagt der Mann, der nach eigenem Bekunden über 100 Krawatten im Schrank hängen hat.

Das Höchste für Herbert Opel und Ehefrau Monika ist es natürlich, dass mehr Zeit für Enkel Vincent bleibt. Der Zwölfjährige kommt regelmäßig nach der Schule zu Opa und Oma. "Jetzt erlebe ich meinen Enkel viel intensiver", sagt ein sichtlich stolzer Opa, der sich mit den Lieblingsspeisen des Junior ("Fisch und Spaghetti mit Käse-Sahne-Soße") durchaus einverstanden erklärt und in großväterlicher Bescheidenheit auf eigene Wünsche verzichtet.

"Also, langweilig wird mir sicher nicht", bekräftigt Herbert Opel. Und so steht zu befürchten, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis Ehefrau Monika ihren kleinen Schwimmteich im Garten bekommt...