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Helikopter über Stadtsteinach


Autor: Sonny Adam

Stadtsteinach, Sonntag, 06. Juli 2014

Am Flugplatz auf dem Bergfeld bei Stadtsteinach trafen sich am Wochenende 47 Piloten und ließen ihre Modell-Hubschrauber kreisen.
Voll konzentriert macht Michael Dressendörfer seinen Hubschrauber des Typs Hughes 500 E startklar. Fotos: Sonja Adam


Mit lautem Getöse drehen sich die Rotorblätter, dann hebt der rote Hughes 500 E ab. Majestätisch, mit ohrenbetäubendem Lärm. Nur der Wind, den der Rotor macht, hält sich in Grenzen. Denn schließlich handelt es sich nicht um einen echten Hubschrauber, der da im Bergfeld startet, sondern nur um ein Modell.
Michael Dressendörfer (Foto oben) hat ein Scales-Modell des Original-Hubschraubers nachgebaut, in Tausenden von Arbeitsstunden, bis ins kleinste Detail. Beim so genannten Scalebau stimmt sogar die Anzahl der Schrauben, mit der die Teile befestigt sind, mit dem Originalhubschrauber überein. "Aber der Hughes hat einen elektrischen Antrieb mit einem Soundmodul", führt Dressendörfer vor - und versetzt seine Hubschrauberkollegen mit dieser Vorführung in Erstaunen.

Denn mal abgesehen von gekonnten Loopings, Rollen, Kunststückchen, klingt der kleine Hubschrauber wie ein großer.
"Das mit dem Sound habe ich noch nicht erlebt", staunt Rainer Matthias. Rainer Matthias ist Berufsfeuerwehrmann. Er ist eigens aus Hamburg gekommen, um bei den fünften Modell-Helicopterflugtagen am Wochenende in Stadtsteinach dabei zu sein. "Ich wollte einfach mal etwas anderes sehen", ist Matthias beeindruckt von den Vorführungen, aber vor allem von den Modellen.
Auch er hat einen Hubschrauber dabei: eine Bell UH 1D, wie sie von den Rettungsdiensten verwendet worden ist. "Ich habe zweieinhalb Jahre an dem Hubschrauber gearbeitet und zum Glück ist noch nie was passiert", erklärt Matthias und führt seinen Hubschrauber vor.
Unterdessen drängen sich im Lager der Dressendörfers die Interessierten. Denn Hubschrauberpilot Michael Dressendörfer ist nicht allein aus Lauf gekommen. Auch seine Frau Nicole ist dabei und sein Vater Helmut. Und beide sind mindestens ebenso hubschrauberbegeistert. "Das ist unser Neuester - ein Ecureuil AS 350", erklärt Helmut Dressendörfer.
1400 Stunden haben Vater und Sohn im heimischen Hobbykeller gebaut. Der Heli ist in der Dachdeckerwerkstatt, die der Vater einst betrieben hat und die jetzt der Sohn weiterführt, sogar in leuchtendem Gelb lackiert worden. "Wir haben vom 7. Dezember bis 7. April jeden Tag zehn bis zwölf Stunden daran gebaut", sagt Helmut Dressendörfer.
Nicole Dressendörfer war - wie bei allen Hubschraubern - für die Innenausstattung zuständig. Denn natürlich ist der Hubschrauber mit Sitzen und den passenden Polstern ausgestattet. Sogar Feuerlöscher sind drin. "Die haben wir aus 0,2 Millimeter Aluröhrchen gemacht."
Stephan Gebhards Hubschrauber ist dagegen von der Innenausstattung eher rudimentär. Sein Jet Ranger hat einen Rotordurchmesser von 3,25 Metern - ein Riesen-Teil. "Der wiegt 24 Kilo, ein Hubschrauber darf maximal 25 Kilo wiegen. Denn sonst braucht man eine Zulassung und muss einen extra Flugschein machen", erklärt Stephan Gebhard die Hintergründe für die Sparsamkeit im Innenraum.
"Es ist ein absoluter Trend, dass die Hubschrauber immer größer, schneller und spektakulärer werden"; zieht Rainer Böttcher, Vorsitzender der Modellfluggruppe Stadtsteinach und Initiator des Helitreffens Bilanz. Denn tatsächlich ist Gebhard nicht der einzige Pilot, der mit solch einem Riesen-Ding angereist ist: Ernst Kaulbachs Jet Ranger ist sogar noch größer, bringt es auf einen Rotordurchmesser von 3,3 Meter. Der Mann aus Rüdesheim am Rhein setzt einen Tankstutzen an, füllt Kerosin in den Hubschrauber. Drei Liter braucht das Riesengerät. "Damit kann er dann neun Minuten in der Luft bleiben", erklärt Kaulbach. Vorsorglich hat er 30 Liter Kerosin dabei - aber er könnte auch noch auf einen Hubschrauber, der ein bisschen kleiner ist und einen Elektroantrieb hat, zurückgreifen, falls die 30 Liter fürs Wochenende nicht reichen sollten. Ernst Kaulbach ist Werbetechniker und hat alles an seinem Jet Ranger selbst gemacht. "Wir können Schweißen, Löten - alles in der eigenen Firma."
"Wir sind zufrieden mit der Resonanz", sagt Rainer Böttcher. Besonders freut sich der Stadtsteinacher, dass inzwischen nicht nur passionierte Helipiloten nach Stadtsteinach zum Modellflugplatz im Bergfeld kommen, sondern auch zahlreiche Zuschauer. "Als Trend kann man klar den Elektroantrieb ausmachen. Aber viele haben auch noch Turbinenantrieb", sagt Böttcher. Und ein Hubschrauber mit Turbinenantrieb kann schon eine satte fünfstellige Summe kosten.