Druckartikel: Helferinnen an der Nähmaschine

Helferinnen an der Nähmaschine


Autor: Jürgen Gärtner

Mainleus, Freitag, 03. April 2020

Für einen Kulmbacher Pflegedienst hat ein Team um die Eichbergerin Carmen Stark 400 Masken gefertigt.
Carmen Stark hat eine private Initiative ins Leben gerufen, um einen Pflegedienst mit selbstgenähten Gesichtsmasken zu unterstützen.  privat


Das Modeunternehmen Hugo Boss macht es, das Bayreuther Unternehmen medi (ein Hersteller medizinischer Hilfsmittel) ebenso, und immer mehr Privatleute auch - sie nähen Gesichtsmasken. Um mitzuhelfen, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Eine dieser privaten Initiativen hat Carmen Stark aus dem Mainleuser Ortsteil Eichberg gestartet. Die Idee entstand bei einem Gespräch mit ihrer Schwester Silvia Hempfling, die beim ambulanten Kulmbacher Pflegedienst Jürgen Vierthaler als Altenpflegerin arbeitet.

"Der Dienst hat Masken benötigt - und ich habe angeboten, welche zu nähen", erklärt Carmen Stark. Sie warb um Unterstützung und konnte ein halbes Dutzend Helfer gewinnen, die sich ehrenamtlich an die Arbeit machten. Neben ihrer Tochter Lisa auch professionelle Näherinnen des Kulmbacher Geschäfts Ideenreich und der kleinen Kupferberger Kinderkleidungshersteller "Sieben Zwerglein" und "Hänsel und Gretel". "Alle haben umsonst mitgemacht." Und 400 Mund- und Nasenabdeckungen in einer Woche genäht.

Die bekam der Pflegedienst, der die Masken nicht nur für sich behielt, sondern auch an Ärzte und Patienten weitergab.

Den Gesichtsschutz haben Carmen Stark und ihre Helferinnen aus Baumwollstoff genäht, der mindestens mit 60 Grad gewaschen, im Idealfall sogar gekocht werden kann. Als Befestigungsmaterial wurde ein einfacher Gummi verwendet, den man hinter die Ohren zieht. "Die Masken zu binden, ist in der Praxis zu umständlich" , erklärt Carmen Stark den Hintergrund.

Die Eichbergerin und Ehefrau von Gemeinderat Manfred Stark hat das Schnittmuster entworfen, den Prototypen entwickelt und an die Näherinnen weitergegeben.

Die Aktion war ehrenamtlich, betont sie. Wenn die Nachfrage da sei, könne man weitere Exemplare nähen, aber nicht mehr umsonst. "Es entstehen ja Kosten: für das Material, das gewaschen und gebügelt werden muss, dazu die Zeit für das Nähen." 15 bis 20 Minuten dauert es, bis eine Maske fertig ist. Ein Preis von 4,50 Euro pro Stück wäre dann wohl realistisch, sagt sie - vor allem unter dem Aspekt, dass die Teile mehrfach verwendet werden können.

Die Mehrfachnutzung ist auch ein Grund, warum der Kulmbacher Pflegedienst nicht all

e Masken behalten, sondern viele weiter verteilt hat, erklärt ihre Schwester Silvia Hempfling, die von einer großen Solidarität unter den Kulmbacher Praxen spricht. Denn zu kaufen, so sagt sie, gebe es nach wie vor kaum Schutzmasken. Und wenn, dann zu irrsinnigen Preisen.

Einen netten Nebeneffekt hat sie noch festgestellt: Weil die selbstgefertigte Ausrüstung oft schöne bunte Muster habe, sorge das für Erheiterung unter den Patienten. "Und das macht es für alle ein Stück leichter..."

Auch BR-Redaktionsassistentin Romy Denk sitzt in ihrer Freizeit an der Nähmaschine, um Masken anzufertigen. "Ich hab das spaßeshalber probiert und das Ergebnis dann auf Facebook und WhatsApp gestellt."

Keine Minute später habe schon das Telefon geklingelt und sie eine Pflegekraft gefragt, ob sie ihr nicht auch eine Maske fertigen könnte. Damit ging's los. "Ich sitze nach der Arbeit mehr oder weniger nur noch an der Nähmaschine", erklärt sie. 65 Stück muss sie noch fertigen, für einen örtlichen Betrieb, der für seine Mitarbeiter geordert hat, für eine Arzthelferin und viele andere. "Sogar aus Rödental kam eine Anfrage."

Ganz so schnell wie die Helferinnen um Carmen Stark ist sie nicht: "Ich brauch so 20 bis 25 Minuten für eine Maske."

Geld will die 33-Jährige mit der Aktion übrigens nicht verdienen. "Die Bezahlung erfolgt auf freiwilliger Basis. Die Leute geben, was sie denken, dass angemessen ist." Die Einnahmen behält Romy Denk nicht für sich, sondern spendet sie dem SV Hutschdorf, bei dem ihre Familie aktiv ist. "Das ist zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, hilft dem Verein aber vielleicht ein bisschen durch die Krisenzeit."