Druckartikel: Helfer mit Herz sind immer da

Helfer mit Herz sind immer da


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Montag, 12. Oktober 2015

Jede Woche machen rund 100 Flüchtlinge für einige Tage Zwischenstation in Kulmbach. Julia Brückner vom BRK sorgt mit einem Team von engagierten Ehrenamtlichen dafür, dass sie sich wohlfühlen. Konflikte gab es bislang nicht.
Julia Brückner, Beauftragte für Asyl beim BRK-Kreisverband Kulmbach, sorgt mit einem großen Team ehrenamtlicher Helfer dafür, dass die Flüchtlinge in der Notunterkunft optimal betreut und versorgt werden.  Foto: Dagmar Besand


Kurz vor ein Uhr mittags - Essenszeit. Eng geht es zu in der Notunterkunft, die das BRK im ehemaligen Postverteilzentrum an der Heinrich-von-Stephan-Straße eingerichtet hat, um die vielen Asylbewerber, die jede Woche mit Bussen in Kulmbach ankommen, unterbringen und versorgen zu können. Dass das reibungslos klappt, ist einem Heer an freiwilligen Helfern zu verdanken, die sich zupackend und mit viel Herz um die Flüchtlinge kümmern - und das nicht nur zu den Essenszeiten.

Egal, wie viel gerade zu tun ist: Julia Brückner ist der Fels in der Brandung. Stressfest, kompetent, immer freundlich. Die 25-Jährige hält in Sachen Asyl alle Fäden in der Hand, koordiniert Helfer und Spenden und hat selbst im größten Chaos noch ein nettes Lächeln für jeden. "Das ist mein Traumjob!" Wer sie bei der Arbeit be obachtet, sieht sofort, dass das stimmt.

Die Kulmbacherin war mehrere Jahre im Ausland, bevor sie in ihrer Heimatstadt den perfekten Arbeitsplatz fand. Julia Brückner hat Europawissenschaften in den Niederlanden studiert, danach internationales Recht in Edinborough. Nach dem Master-Abschluss im vergangenen Jahr zog es sie nach Südafrika: In einer Menschenrechtsanwaltskanzlei war sie in der Flüchtlingsberatung tätig.

Nachdem sie im August zunächst ehrenamtlich beim Kulmbacher BRK mithalf, den Flüchtlingsansturm zu bewältigen, ist sie seit 1. September fest als Beauftragte für Asylarbeit beim Kreisverband angestellt.


Team ist "super aufgestellt"

"
Mir macht diese Aufgabe einen Riesenspaß", sagt die 25-Jährige. Das liegt auch daran, dass ihr Team "super aufgestellt" ist. "Wir haben viele ehrenamtliche Helfer aus dem BRK, die uns unterstützen." Dazu kommen jede Menge externe Ehrenamtliche, die unter anderem den Aufrufen auf der Facebookseite "Kulmbach ist bunt" folgen.

Besonders freut sich Julia Brückner, dass auch die Flüchtlinge selbst mit anpacken und sich untereinander helfen. Mahmod Alshick Hond zum Beispiel gehört zu den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die bei der Arbeiterwohlfahrt in der Schützenstraße untergebracht sind. Nach der Schule kommt er oft in der Heinrich-von-Stephan-Straße vorbei und packt mit an, wo es gerade nötig ist. Auch als Übersetzer kann er immer wieder aushelfen.

Etwa 100 Flüchtlinge werden jede Woche in der Unterkunft aufgenommen. Sie bleiben zwei bis vier Nächte und werden dann von der Regierung in andere Städte verlegt. Erst vorgestern kamen wieder zwei Busse mit rund 100 Flüchtlingen - insgesamt etwa 800 haben bislang in Kulmbach Station gemacht.

Für die Helfer-Teams bedeutet das: jede Woche Betten frisch beziehen, sauber machen, sich um Kleidung für die Flüchtlinge kümmern und die Kleiderkammer immer wieder in Ordnung bringen, nebenbei dafür sorgen, dass die Kinder Ansprache und etwas zum Spielen haben.


Freundlich und respektvoll


Außerdem muss für Frühstück und Abendessen eingekauft werden, während das Mittagessen von der "Menüfaktur" zugeliefert wird und nur ausgeteilt werden muss. Die Ehrenamtlichen kochen Tee und Kaffee, stellen Geschirr und Besteck bereit, räumen alles wieder auf.

Keine schweren Arbeiten, aber Aufgaben, die viel Zeit und viele helfende Hände brauchen. "Wir sind ein Teil der Krisenbewältigung und schon stolz darauf, wie gut und harmonisch das bei uns klappt", sagt Julia Brückner. "Unsere Helfer sind unfassbar belastbar, gehen freundlich und respektvoll mit den Flüchtlingen um. Es ist wirklich schön, ein Teil dieses Teams zu sein."
Zu denen, die regelmäßig mithelfen, gehört Jürgen Och. Er wohnt in der Nähe der Unterkunft. "Es ist wichtig, sich solidarisch zu zeigen, den Menschen zu helfen." Es habe bislang keinen einzigen negativen Zwischenfall gegeben, sagt Asyl-Beauftragte Julia Brückner. "Wir sind eine ordentliche Unterkunft und bekommen dafür viele Komplimente von den Flüchtlingen, die sich bei uns wohl und willkommen fühlen."


Flüchtlinge helfen gerne mit

Lob gibt es auch von BRK-Geschäftsführer Jürgen Dippold: "Ohne unsere Ehrenamtlichen wäre so ein Einsatz gar nicht leistbar. Sie investieren viele Stunden Freizeit, vor allem am Wochenende und abends. Das ist großartig." Die Flüchtlingsbetreuung sei der größte Einsatz für das BRK seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Das Mittagessen ist vorbei. Es wird aufgeräumt. Während die Ehrenamtlichen das Geschirr in die Spülmaschine räumen, tragen auch die Flüchtlinge ihren Teil dazu bei, dass alles funktioniert und ordentlich bleibt: Eine Frau holt sich Wassereimer und Lappen und wischt die Tische ab, ein Mann nimmt den Staubsauger und reinigt den Boden - ein Stück Normalität in einer schwierigen Lebenssituation.