Hat Mitarbeiter einer Kulmbacher Spielothek Gaunertrio geholfen?
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Kulmbach, Donnerstag, 07. Sept. 2017
Eine dreiköpfige Bande soll Anfang Mai 2016 in einer Spielothek in der Kulmbacher Innenstadt mehrere Spielautomaten manipuliert haben.
Das Trio ging dabei so geschickt vor, dass es fast 3000 Euro erbeuten konnte. Der Sachschaden an den Automaten liegt noch einmal bei gut 2000 Euro.
Das Gaunertrio ist längst über alle Berge. Allerdings sind sich Polizei und Staatsanwaltschaft sicher, dass die drei den damaligen Angestellten der Spielothek, einen 46-jährigen Kulmbacher, auf ihre Seite gebracht hatten.
Wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall und wegen Sachbeschädigung sollte dem Mann nun gestern vor dem Amtsgericht der Prozess gemacht werden. Vorerst allerdings ohne Ergebnis, denn das Gericht will erst einmal einen weiteren polizeilichen Ermittler der Kripo aus Bayreuth hören. Dabei geht es unter anderem um die Frage, wie die Automaten zwischen echten Gewinnen und zu Unrecht ausgezahlten Geldern überhaupt unterscheiden können.
Videoaufnahme als Beweis
Als Beweis liegt den Ermittlern eine Videoaufnahme vor, auf der zu sehen sein soll, wie die Täter die Automaten anbohren und mit Drähten und Batterien manipulieren, um an das Geld zu kommen. Zu sehen sein soll auch, wie der Angeklagte sich zunächst mit der Bande einlässt und dann angeblich bewusst wegsieht.
Für einen der ermittelnden Polizeibeamten ist klar. "Die Videoaufnahmen haben eine große Beweiskraft", sagte er vor Gericht. Man sehe das Zusammenwirken mit dem Angeklagten. Er hätte erkennen müssen, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Ganz anders klang die Aussage des Beschuldigten: Er habe die Manipulationen gar nicht wahrgenommen, die Personen seien ihm nicht bekannt, er habe keinen Verdacht geschöpft und auch nicht bewusst zu den Tätern geblickt. "Ich habe nur meinen Job gemacht", sagte er.
Den Job verloren
Er wisse von der ganzen Sache erst durch die Ermittlungen gegen seine Person. Der Mann hatte wegen dieser Angelegenheit sogar seinen Job verloren. Eine Klage vor dem Arbeitsgericht in Bayreuth läuft derzeit.
Der Inhaber und Aufsteller der Automaten, ein 41-jähriger Mann aus Heilbronn, berichtete, dass erste Manipulationen schon im März festgestellt worden seien, deshalb sei bei größeren Auszahlungen auch verstärkt kontrolliert worden.
Der Chef war sich sicher, dass die Bande versucht hatte, mit dem Angestellten zusammenzuarbeiten.
Einem anderen Mitarbeiter seien solche Offerten gemacht worden, was der Betreffende jedoch bestritt. Allerdings hätten die Angestellten nichts von den Kameras gewusst.
Tatsächlich bringen die Videoaufnahmen, die im Gerichtssaal auf einem großen Flachbildschirm gezeigt wurden, keine wirklich klaren Aufschlüsse. Sie zeigen den Raum in der Totale, Details sind kaum zu erkennen.
Richterin Sieglinde Tettmann bezweifelte außerdem den Entwendungsschaden, den der Automatenaufsteller mit einmal 608 Euro, ein zweites Mal mit 644 Euro und beim dritten Fall mit 1682 Euro angab. Offen blieb auch, ob wirklich alle drei Entwendungsschäden auf die angeklagte Tatnacht vom 3. auf den 4. Mai 2016 zurückzuführen sind.
Verhandlung vertagt
Um schließlich festzustellen, welche Auszahlungen echte Gewinne waren und welche das Gaunertrio unberechtigt erbeutet hatte, soll nun noch ein weiterer polizeilicher Ermittler vor Gericht aussagen. Der Prozess wurde deshalb unterbrochen und auf den kommenden Donnerstag, 14. September, 13.15 Uhr, vertagt.