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Hans Wernlein: Vorreiter für das Bio-Bier


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Mittwoch, 06. November 2013

Der "Bräu" Hans Wernlein wird am Donnerstag 60. Der Tregbaster Braumeister und Gastwirt ist ein Mann mit Ecken und Kanten.
Hans Wernlein feiert seinen 60. Geburtstag. Foto: Dieter Hübner


Man kann ihn getrost eine Institution, ein Trebgaster Original nennen: Hans Wernlein, allgemein nur als "der "Bräu" bekannt, feiert seinen 60. Geburtstag. Nach seiner Lehre als Brauer und Mälzer in der Coburger Brauerei Sturm hat er bei Doemens in Gräfelfing die Ausbildung zum Brau- und Malzmeister absolviert. Hans Wernlein musste schon früh Verantwortung übernehmen. 1977 stand die Familie wegen anstehender Investitionen vor der Frage: Verkaufen oder weitermachen? Hans Wernlein sprang mit seinen damals 24 Jahren ins kalte Wasser und übernahm die Brauerei. Und er hat sich frei geschwommen.

"Das gehört honoriert"

"Wir kleinen Handwerksbrauer müssen Nischen erkennen und nutzen", erkannte er richtig. Der "Bräu" war der Erste im Landkreis - und ist bis heute der Einzige geblieben -, der 1994 ein Öko-Bier gebraut hat. Den Anstoß dazu gab der "Rangabauer" Dietrich Eschenbacher, der sich ab 1990 für die biologische Bewirtschaftung seines Bauernhofes in Tennach entschied, ab diesem Zeitpunkt völlig auf synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel verzichtete und ökologische Braugerste anbaute. Wernleins Gedanke: "Das gehört honoriert und verwertet. Ich probier' diesen Rohstoff aus ökologisch kontrolliertem Anbau einmal aus." Heraus kam das helle "Landkrönla", dem im Laufe der Jahre das dunkle "Kupferkrönla", heute "die schwarze Kuni", folgte. Auch für das mittlerweile sehr beliebte "Zwick'l" war die Privatbrauerei Vorreiter.

"Aber der Markt für Bio-Biere ist extrem schwierig und kein Selbstläufer", weiß der "Bräu". "Es ist nicht so, dass jeder nach Bio-Bier schreit. Es sind echte Enthusiasten, die bereit sind, dafür etwas mehr zu zahlen. Man müsste dafür offensive Werbung machen. Als kleiner Handwerksbrauer kann ich aber logischerweise nicht so kalkulieren wie die großen "Bierfabriken", sagt Hans Wernlein. Trotzdem werden die beiden Öko-Biere für die Stammkundschaft weiter angeboten.

"Lüg' niemanden an"

Nach seinem Motto befragt, antwortet er heute ganz spontan: "Net unterkrieg'n loss'n." An und für sich sei er ein Optimist, sagt er. "Das hat mir eigentlich immer geholfen." Und noch so ein Spruch von ihm: "Lüg‘ niemanden an, dann brauchst Du Dir nicht zu merken, wem Du welche Lügen erzählt hast."
Zwei Hobbys hat er noch. Auch wenn es mancher auf den ersten Blick nicht unbedingt erwarten würde: Eines davon ist das Lesen. Das andere natürlich das Biertrinken.
Bei der Handwerkskammer Oberfranken sitzt Hans Wernlein seit 20 Jahren im Meister-Prüfungsausschuss für Brauer und Mälzer.

Träger de Bürgermedaille

Im Gemeinderat, dem er von 1984 bis 2008 angehörte, war es ihm wichtig, die Interessen des Handwerks zu vertreten. "Und denen, die immer nur im Büro sitzen, auch mal die andere Seite aufzuzeigen. Nämlich die, täglich draußen im Sturm stehen und mit den Gegebenheiten vor Ort kämpfen zu müssen." Vielfach konnte er auch seine Erfahrung bei den Themen Gastronomie, Urlaubs- und Genussregion einbringen. In ein bestimmtes "Korsett" ließ er sich nie zwängen. Die Gemeinde ehrte ihn 2010 für seine engagierte Arbeit mit der Verleihung der Trebgaster Bürgermedaille. Vom Freistaat erhielt er die Dankesurkunde für besondere Leistungen in der kommunalen Selbstverwaltung.

Er stößt auch mal an

Der "Bräu" ist ein Mann mit Ecken und Kanten. Was er sagt, das meint er auch so. Damit stößt er dann auch schon mal bei dem einem oder anderen an, der seine mitunter etwas derbe Art nicht kennt. Diejenigen, die - regelmäßig oder unregelmäßig - ihr Bier bei ihm trinken, wissen das. Sie geben entweder die entsprechende Antwort - auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil -, oder nehmen es mit Fassung und Gelassenheit.
Die Gelegenheit, dem "Bräu" heute von 11 bis 14 Uhr in der Bräuschänke zu gratulieren, werden neben Freunden, Bekannten und Stammgästen, sicher auch Vertreter vieler Vereine wahrnehmen, bei denen der Jubilar langjähriges Mitglied ist.