Hand hoch zum Hitlergruß in Kulmbach
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Mittwoch, 22. Juli 2020
Ein junger Kulmbacher fiel nach der Höcke-Demonstration in Kulmbach negativ auf und bekam jetzt dafür vom Richter die Rechnung präsentiert
Die Polizei hatte am 14. Februar Großkampftag: AfD-Rechtsaußen Björn Höcke trat in der Kulmbacher Stadthalle auf. Draußen auf dem EKU-Platz wurde demonstriert. Auch die Antifa war da. Die Extremisten aus dem rechten und dem linken Lager mussten getrennt werden. Dazu wurde die Stadthalle mit Absperrgittern in der Sutte abgeriegelt. Die Polizeitaktik war erfolgreich. Der Einsatz verlief ohne Vorkommnisse - bis zum Schluss ein unbeteiligter Kulmbacher daherkam, der jetzt vor Gericht stand.
Dem jungen Mann wurde die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen. Er soll eine Gruppe von Antifa-Aktivisten durch den Hitlergruß provoziert haben. Den erhobenen rechten Arm hatte auch ein Polizeibeamter gesehen, der in dieser Angelegenheit keinen "Spaß" verstand und den Vorfall anzeigte.
Der Angeklagte und drei Begleiter trafen kurz vor 21 Uhr am EKU-Platz ein, als schon fast alles vorbei war.
Als "Drecksnazi" beschimpft
Sie liefen quer über den Platz. Weil sie vom kleinen Kreisel in der Grabenstraße herkamen, wo man den Sperrbezirk um die Stadthalle verlassen konnte, sah es für die Antifa-Demonstranten offenbar so aus, dass es sich bei den vier Personen sich um AfD-Anhänger handeln müsse. Dementsprechend wurde die vierköpfige Gruppe von den Demonstranten mit Sprechchören empfangen.
"Die Stimmung war aufgeheizt", sagte der Angeklagte. Einer seiner Kumpels, ein Zwei-Meter-Mann mit Vollglatze, sei als "Drecksnazi" beschimpft und beleidigt worden.
Der Betreffende habe den Demonstranten den Hitlergruß gezeigt. Er habe ihn beruhigen wollen, so der 21-Jährige, und ihm die ausgestreckte linke Hand auf die Schulter gelegt. Diese Geste sei möglicherweise als Hitlergruß interpretiert worden. Der Anklagevorwurf sei nicht zutreffend.
Weiter gab der junge Mann an, dass ihn die Demonstration und die AfD-Kundgebung nicht interessiert hätten.