Hallenbad, Kino, Fitnessstudio nur noch mit Test: Reaktionen aus Kulmbach
Autor: Christine Fischer, Jürgen Gärtner
Kulmbach, Mittwoch, 24. November 2021
Vielerorts gilt in den nächsten Wochen 2G plus. Das hat die Staatsregierung kurzfristig bestimmt. Doch dieser Schnellschuss sorgt für Kritik bei den Betreibern von Freizeiteinrichtungen wie Bädern, Kinos und Fitnessstudios. Hinzu kommt ein Mangel an Teststellen.
Am Dienstagabend im bayerischen Kabinett beschlossen, ab Mittwochmorgen mussten sie bereits umgesetzt werden: die strengeren Corona-Regeln, die praktisch einen Lockdown für Ungeimpfte bedeuten und in einigen Bereichen auch für Geimpfte wieder Tests vorsehen. 2G plus, also geimpft oder genesen plus negativer Schnelltest, das gilt ab sofort (bis 15. Dezember) für sämtliche Kultur- und Sportveranstaltungen sowie Freizeiteinrichtungen wie Bäder, Fitnessstudios und Kinos, die außerdem deutlich weniger Menschen (25 Prozent Auslastung) einlassen dürfen.
Kaum wurde das Konzept für den Betrieb der Eisbahn (Eröffnung am Freitag) vorgestellt, gibt es mit 2G plus schon die erste Änderung. Das bedeutet: Impf- oder Genesenen-Nachweise, ein negativer Schnelltest oder PCR-Test von einer zugelassenen Teststelle sowie ein Ausweis sind am Eingang vorzulegen. Kinder unter 12 Jahren sind von dieser Regelung ausgenommen. Minderjährige Schüler über 12 Jahre, die an der Schule regelmäßigen Tests unterliegen, ebenfalls (für Letztere gilt das allerdings nur bis 31. Dezember). Zudem gilt im Hallenbad bis zu den Umkleidebereichen sowie auf der Eisbahn in den geschlossenen Räumen (Anschnallhalle und WC-Bereich) die FFP2-Maskenpflicht.
"Die Frühschwimmer, die von 2G plus am Mittwochmorgen noch nichts wussten, waren natürlich nicht begeistert", sagt der Leiter der Stadtwerke, Stephan Pröschold. Aber die Verordnung, von der die Stadtwerke auch erst am Dienstabend erfahren hatten, musste umgesetzt werden. Als Betreiber von Freizeiteinrichtungen sei man von dem kurzfristigen Vorgehen natürlich nicht begeistert. "Aber wir müssen uns dran halten", sagt er mit Blick auf den Gesundheitsschutz und die drohenden Strafen. Allerdings seien viele Fragen noch offen. Zum Beispiel, wie Schulschwimmen und Schwimmkurse geregelt würden und wie viele Besucher sich tatsächlich testen, um die Einrichtungen zu besuchen.
Für Bastian Marko von "Clever fit" ist das ad-hoc-Vorgehen der Regierung "eine Riesensauerei", weil für die Fitnessstudios keine Planungssicherheit bestehe. "Wenn sich von heute auf morgen alles ändern kann, kann man nicht mehr kalkulieren." Auch die Tatsache, dass Entscheidungen teils erst in den Abendstunden fallen, aber schon am nächsten Tag umgesetzt werden müssen, kritisiert er heftig. "Wir stehen in der Verantwortung, wenn wir früh um 6 Uhr öffnen."
Zwar weist das Fitnessstudio auf seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken auf die Regelungen hin, aber Bastian Marko zufolge seien viele ältere Mitglieder über diesen Weg nicht zu erreichen. "Aber wir können nicht jeden anrufen", beschreibt er das Problem.
Ähnlich sieht das Kerstin Weigel vom Fitnessstudio Scheibe in Kulmbach. Sie stellt bei ihren Kunden "große Verunsicherung" fest. "Wenn man schon ständig Regeln ändert, kann man doch wenigstens erwarten, dass sie rasch und ordentlich kommuniziert werden", sagt sie.
Dass nun den Fitnessstudios gerade jetzt wieder derartige Knüppel zwischen die Beine geschmissen werden, ist für ihren Kollegen Bastian Marko schon ein kleiner Todesstoß. "Schließlich sind die Wintermonate für uns die Hauptsaison." Die aktuellen Regelungen seien sogar schlechter als ein Lockdown, weil man offiziell öffnen könne, aber trotzdem zahlenden Mitgliedern den Zugang verwehren muss. "Das führt zu Kündigungen." Mittlerweile habe man den niedrigsten Mitgliederstand seit acht Jahren.