Druckartikel: Häufchenweise Haufen

Häufchenweise Haufen


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Donnerstag, 04. Februar 2016

Manches hat die dumme Eigenschaft, sich zu häufen: Arbeit, Ärger, Stress, Post (Rechnungen!).
Ein Haufen Gerfümpel - was aber definiert "Haufen" eigentlich mengenmäßig? Foto: Foto: Marijan Murat/dpa


Manche Menschen versuchen dem zu begegnen, indem sie Ordnung schaffen mittels Haufen. Oft vom Kleineren zum Größeren stapelnd, was der Stabilität nicht eben zuträglich ist.
Dabei haben jene Turmbauer sogar einen ranghohen Verbündeten: den Urknall (manche sagen Gott zu ihm). Im Universum wird schließlich mittels Gravitation aufgeräumt. Man spricht von Sternen- und Galaxienhaufen. Gott würfelt nicht, das mag stimmen - aber er häufelt!
Astrophysikalisch wäre das geklärt. Sprachgeschichtlich hingegen ist der "Haufen" schwerer zu fassen. In früher Neuzeit, etwa im Dreißigjährigen Krieg, war es unter anderem ein Begriff für (para)militärische Truppen.

Heute darf es politisch korrekt nicht mehr "bewaffneter Haufen" heißen, da redet man lieber von "Miliz". Klingt putziger."Die kleine Miliz kann aus dem Schießparadies abgeholt werden."
Unberechenbar ist, wie viel genau ein Haufen als Mengenmaß umfasst. Der Franke sagt kurz "a haufn" und meint: viel(e/s), ohne genauer zu werden. Beim Ausdruck
"a haufn Holz" liegt es im Holzauge des Betrachters, ob es sich um einige Ster oder noch um viel mehr handelt.
Was uns zur "Paradoxie des Haufens" führt. Gibt es wirklich. Derzufolge lässt sich laut Mathematik "keine konkrete, nicht willkürlich beschlossene Anzahl von Elementen angeben, aus denen ein Haufen mindestens bestehen müsste". Ein Haufen bleibt demnach auch einer, wenn man einen Teil seiner Elemente entfernt.
Oder wahlweise seiner Exkremente. Womit wir im Hunde-Haufen gelandet sind. Ein Nachbar hat dazu eine eigene Paradoxie aufgestellt: "Es ist paradox, was an Haufen-Menge selbst aus dem winzigsten Häufchen Hund rauskommt." Das ruft nach einem eigenen Wort, für die heutige Zeit natürlich am besten in Fränglisch ausgedrückt: "Bara-Dog-son".