Händel-Gala in Kulmbach war wohltuende Hörerfahrung
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Kulmbach, Samstag, 28. November 2015
Die Händel-Hommage in der Kulmbacher Spitalkirche geriet kraftvoll, kompetent und klanglich brillant. Die zahlreichen Besucher des zweiten Konzerts im Rahmen der Kirchenmusiktage erlebten kammermusikalisches Können der Extraklasse.
Ein Komponist und fünf Musiker, die einige Händel-Werke in den verschiedensten Besetzungen detailreich und nuanciert ausleuchteten, standen dabei im Mittelpunkt.
Der Komponist war der große Georg Friedrich Händel, die Musiker Stephanie Krug (Sopran), Hannah Liebler (Querflöte), Ernst-Marin Eras (Oboe), Johanna Eras (Cello) und Dekanatskantor Ingo Hahn an der Orgel.
"Neun Deutsche Arien"
Die "Händel-Gala" stellte weder den Komponisten des "Messias" noch den genialen Opernschöpfer in den Vordergrund, sondern den Erfinder herausragender Kammermusik mit sechs der "Neun Deutschen Arien" im Zentrum und jeweils zwei Solo- und Trio-Sonaten.Eine erfreuliche, eine wirklich wohltuende Hörerfahrung, denn dabei kommt eine große musikalische Bandbreite zu Tage, wie man sie von Georg Friedrich Händel normalerweise kaum kennt.
Dazu kommen aber auch die herausragenden Musiker, die Ingo Hahn zusammengetrommelt hatte. Allen voran die aus München stammende Sopranistin Stephanie Krug. Voller Enthusiasmus und Begeisterung meisterte sie ihren Part in den Arien mit den eigenwillig anmutenden Texten von Heinrich Brocke. Stephanie Krug packte den Zuhörer nicht nur mit ihrer Virtuosität und ihrem kraftvollen Zugriff, sondern auch mit schönem Legato, einem breiten Ausdrucksspektrum sowie einem schlanken und durchsichtigen Klang in den Kantilenen.
Flötistin glänzte
Die Flötistin Hannah Liebler aus Bad Neustadt glänzte mit ihrem vollen, warmen und dunklen Ton sowie mit der beständigen Ruhe ihres souveränen Spiels in drei Sonaten sowie in drei der Arien. Verzierungen brachte sie gezielt, aber keineswegs im Übermaß. Stattdessen überraschte sie immer wieder mit ihrem durch und durch professionellen Klang voller Leichtigkeit.
Auch der Oboist Ernst-Martin Eras, ehemaliger Dozent am Würzburger Konservatorium, konnte mit gesanglichem Ton und elegantem Legato überzeugen und den Händel-Kompositionen Leben einhauchen, so gleich zu Beginn in dem exponierten und solistischen Instrumentalspiel der obligaten Oboe in "Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen".
Viersätzige Solo-C-Dur-Sonate ein Höhepunkt
Klanglich brillant musizierte die Cellistin Johanna Eras, die das Geschehen von der Bassseite her feinsinnig stützte und vorantrieb. Die viersätzige Solo-C-Dur-Sonate, bei der sie nur von der Orgel begleitet wurde, war schließlich einer der Höhepunkte des Konzertes mit den für Händel so typisch festlichen, aber auch beschwingten und tänzerischen Sätzen, die Johanna Eras auf dem stimmführenden Cello mit großem Engagement faszinierend und mitreißend aufführte.Mit Ingo Hahn an der kleinen Truhenorgel hatten die Musiker einen kompetenten und einfühlsamen Begleiter gewonnen, der das ganze breite Spektrum dieser Kunst zum Erlebnis zu machen verstand.