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Hände waschen, Klappe halten


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Donnerstag, 16. April 2020

In Corona-Zeiten werden viele zu selbsternannten Experten.
Symblbild: Marijan Murat/dpa


Man kennt das ja vom Fußball: Kaum geht die Bundesliga-Saison los, verwandelt sich Deutschland in ein einziges Volk von Nationaltrainern. Mannschaftsaufstellung, Taktik, Spielertransfers...Jeder weiß was, und die meisten wissen es besser.

Und nun: Fußball ist nicht. Stattdessen Corona. Prompt verwandelt sich das Land wieder in eine Nation von Experten. Lauter selbst ernannte Virologen sind unterwegs, die uns, gefragt oder ungefragt, ihre teils kruden Theorien aufnötigen. "Corona? Das wird uns noch zwei Jahre lang beschäftigen" unken die einen und gehen vorsorglich gar nicht mehr aus dem Haus. "Corona - auch nicht mehr als eine Grippe" sagen die anderen und finden alle Schutzmaßnahmen völlig übertrieben. Egal. Soll jeder nach seiner Fasson und mit seiner Pseudo-Expertise selig werden!

Was mir aber gewaltig stinkt, sind jene vermeintlichen Experten, die immer, wenn ein Todesfall vermeldet wird, wissend ihr Haupt wiegen: Der Patient sei ja doch schon älter gewesen, meinen sie dann. Oder: Es habe halt Vorerkrankungen gegeben.

Macht's das weniger schlimm? Was sollen solche schwachsinnigen Statements? Hat ein alter Mensch kein Recht darauf, noch eine Weile glücklich und gesund zu leben? Soll ein chronisch kranker Mensch es einfach hinnehmen, dass er im Fall des Falles als Kollateralschaden der Pandemie gesehen wird?

Liebe Experten von eigenen Gnaden: Bei solchen Äußerungen schwillt mir gewaltig der Kamm. Um nicht doch noch ausfällig zu werden, schließe ich lieber. Mit dem Hinweis: "Hände waschen. Klappe halten."