Druckartikel: Gymnasiasten in Kulmbach beschäftigen sich mit ihrer Zukunft

Gymnasiasten in Kulmbach beschäftigen sich mit ihrer Zukunft


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Donnerstag, 23. Juli 2015

Beim Projekttag "Studium und Beruf" informierten sich 240 Schüler der beiden Kulmbacher Gymnasien über Zukunftsaussichten und Chancen.
Insgesamt informierten sich rund 240 Schülerinnen und Schüler über potentielle Berufe, die sie einmal ergreifen könnten.  Fotos: Sonny Adam


Journalismus ist ein Beruf, der die Massen anzieht. Diese Erfahrung musste der Redaktionsleiter der Bayerischen Rundschau machen. Alexander Müller saß vor einem vollen Klassenzimmer und die Jugendlichen hingen an seinen Lippen, als er über Journalismus und den praktischen Alltag referierte. "Es geht um Information. Ihr müsst euch Informationen holen", ermunterte Müller die Jugendlichen, ruhig auch nachzuhaken. Doch eine Reaktion blieb aus.

"Journalismus ist nicht so meine Sache, aber ich könnte mir etwas mit Werbung oder Medien oder einen Beruf wie zum Beispiel Fremdsprachenkorrespondentin vorstellen", sagt Julia Karich nach der Infoveranstaltung. "Was ich heute erfahren habe ist, dass man auch Fremdsprachenkorrespondentin ohne Abi werden kann", zieht die 19-Jährige Bilanz. Das war für sie eine wichtige Information, obwohl sie natürlich das Abitur anstrebt.

Organisiert hat den Projekttag "Studium und Beruf" der Kulmbacher Gymnasien in diesem Jahr Anke Emminger vom Caspar-Vischer-Gymnasiums (CVG) in Zusammenarbeit mit der Berufsberaterin für akademische Berufe Susanne Greim von der Arbeitsagentur. Nicht nur Schüler des CVG nahmen an der Infoveranstaltung teil, sondern auch die Elftklässler des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums (MGF). "Früher haben die Schulen solchen Veranstaltungen getrennt gemacht, seit zwei Jahren wird solch ein Projekttag gemeinsam durchgeführt. Wir können natürlich mehr Referenten gemeinsam gewinnen", freut sich Emminger.

Bei der Auswahl der Referenten legen die Organisatoren Wert auf eine große Bandbreite. Gerhard Bauer von der Berufsfachschule für Musik in Kronach stellte Studiengänge im Bereich Musik vor, Frank Doppel von der Awo-Jugendsozialarbeit stellte den Bereich Sozialpädagogik und soziale Arbeit vor. Christian Eisner kam von der Daimler AG in Stuttgart, und Thorsten Irrgang von der Uni in Bayreuth ging auf Anforderungen, Chancen und Perspektiven beim Chemiestudium ein.

Auch der erst 37 Jahre alte Professor Martin Frey von der Hochschule Amberg-Weiden hätte eigentlich ein sehr cooles Thema vorgestellt. Bei Medieninformatik geht es beispielsweise um die Kreation von Apps. "Man macht bei uns an der Hochschule den Bachelor of Engineering und die Zukunftsaussichten sind sehr, sehr gut. Denn es gibt fast keine Branche mehr, die ohne Apps, ohne Steuerungssystem für Maschinen und ähnliches auskommt", erklärte Frey. Doch nur Benjamin Hommer (17) und Jessica Hofmann (17), beide aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig des MGF trauten sich in diese Infoveranstaltung und ziehen einen Beruf in solch einer Richtung in Erwägung.

Ein absoluter Renner war der Studiengang Innenarchitektur an der Hochschule Coburg, aber auch für das duale Studium oder für Lehramtsausbildungen interessierten sich die Jugendlichen. Die Kunstlehrerin des CVG, Ines Ruetz, referierte über Medien und Modedesign. Denn sie selbst hat eine Ausbildung zur staatlich geprüften Modedesignerin und Diplom-Medienwirtin gemacht, arbeitet aber mit einem Zeitvertrag als Kunsterzieherin.

"Ich schwanke noch zwischen Polizei und Grundschullehramt", zog Nadine Beck (18) am Ende des Tages für sich eine Bilanz der Infoveranstaltungen. Wichtig ist der 18-Jährigen der Beamtenstatus - und ob ihr eher die Sicherheit am Herzen liegt oder ob sie eher etwas mit Kinder machen möchte, überlegt sie noch.

"Ich habe noch gar keine Ahnung. Ich weiß aber schon, was ich nicht machen werde. Medizin - da passen die Noten nicht. Polizei passt auch nicht zu mir", sagte Selina Köhler (17). Sie hat sich vorgenommen, in den Sommerferien die Gedanken an die Zukunft zu vertiefen.

Der Projekttag wird im jährlichen Wechsel an den beiden Kulmbacher Gymnasien durchgeführt. "Ich denke, das ist eine schöne Sache. Denn an dem Projekttag kommen nicht nur Institutionen zu Wort, sondern auch Leute aus dem Berufsleben stellen die Berufe vor, das sollte eigentlich auf Interesse stoßen"; so CVG-Schulleiterin Ulrike Endres. Und auch die Schüler, die durch diese Infoveranstaltungen merken, dass ihre Idee von einem Beruf sich so gar nicht mit der Realität deckt, haben schließlich eine enorm wichtige Erfahrung gewonnen.