Gute Bedingungen für Ausbildungssuchende
Autor: Katharina Müller-Sanke
Kulmbach, Freitag, 30. August 2013
Die meisten jungen Leute haben heuer im Raum Kulmbach eine Ausbildungsstelle gefunden - und die, die noch suchen, müssen kein Trübsal blasen. In den nächsten Wochen wird wieder ein ganzer Schwung Lehrstellen frei, sagt IHK-Präsident Heribert Trunk.
Wer heute eine Lehrstelle in der Region sucht, hat es vergleichsweise gut. Der Großteil der Jugendlichen bekommt einen Ausbildungsplatz. 493 Bewerber haben sich im Vorfeld des anstehenden Ausbildungsjahres bei der Arbeitsagentur auf der Suche nach einer Lehrstelle gemeldet. 516 freie Stellen standen dem gegenüber. Von denen sind immer noch gut 100 unbesetzt. Bei den Bewerbern sieht die Situation anders aus: Es sind nur 14 Bewerber, die noch nicht wissen, wie es ab der kommenden Saison weitergehen soll. Der Rest hat entweder eine Ausbildungsstelle bekommen, hat sich doch für eine weitere Schullaufbahn entschieden oder wurde in berufsvorbereitende Maßnahmen geschickt.
"Manchmal passt es nicht"
"Manchmal passt es eben einfach nicht zusammen", begründet Martina Bauer von der Agentur für Arbeit den Umstand, dass so viele freie Stellen unbesetzt bleiben.
Die große Herausforderung
Und das ist natürlich auch nicht Sinn der Sache. Die richtigen Jugendlichen zu den richtigen Lehrstellen zu bringen - das ist die große Herausforderung. "Junge Menschen haben heute unendlich viele Möglichkeiten und Chancen!", betont IHK-Präsident Heribert Trunk, der selbst drei Kinder in der Schul- oder Berufsausbildung hat. "Das Wichtigste ist, dass sich junge Leute darüber im Klaren werden, was sie wollen." Das Geld sollte bei der Berufswahl keine Rolle spielen.
Das Pfund, mit dem die Region wuchern könne, seien Fachkräfte, und die gelte es auszubilden. So eine Ausbildung könne lang und hart sein - da müsse man mit Freude dabei bleiben.
In Kulmbach und in ganz Oberfranken werden heute deutlich mehr Ausbildungsplätze eingetragen als noch vor ein paar Jahren. "Unsere Unternehmer haben längst begriffen, dass wir nur Fachkräfte haben, wenn wir sie auch ausbilden", so der IHK-Präsident.
Ausbildung statt Uni
Übrigens entscheiden sich auch immer mehr junge Menschen mit Hochschulreife für eine Ausbildung: 54 Prozent mehr Gymnasiasten als noch vor einigen Jahren starten nach der Schule in die Lehre statt an der Uni. Auch wenn das natürlich erfreulich ist, sieht Heribert Trunk ein Problem, das in den nächsten Jahren gelöst werden sollte: Gymna siasten werden zwar auf die Uni, aber kaum auf das Arbeitsleben vorbereitet. "Ich sehe da gar nicht so sehr die Schule und die Lehrer in der Pflicht," sagt der IHK-Präsident, "sondern uns Kammern und die Unternehmer. Wir müssen noch viel mehr direkt in die Schulen gehen und den Schülern einen Einblick in verschiedene Berufe geben."
Die Firmen buhlen laut Trunk um die besten Köpfe. "Ein Unternehmer, der nur hinter seinem Schreibtisch sitzt und auf Bewerbungen wartet, der hat heute kaum mehr Chancen auf gute Bewerber", so Trunk. Der Schlüssel liege in der Aufklärung.
"Burnerberufe"
Dieser Ansatz stößt auch beim Arbeitsamt auf offene Ohren. "Unser Problem ist oft, dass es zwar viele offene Stellen gibt, aber die Jugendlichen oft gar nicht genau wissen, was bestimmte Berufe eigentlich bedeuten. Was macht ein Speditionskaufmann? Welche Arbeiten gibt es in der Käserei? Darüber haben sich die Jugendlichen meist gar keine Gedanken gemacht", gibt Martina Bauer von der Arbeitsagentur zu bedenken. Martina Bauer und Heribert Trunk sind sich einig: Es gibt ein paar Berufe, die sind unglaublich beliebt - "Burnerberufe" nennt sie der IHK-Chef. Indust riekaufmann/-frau gehört dazu und auch Verkäufer/-in.
Andere Berufe dagegen sind weniger beliebt, oft liegt es an den unangenehmen Arbeitszeiten wie bei Krankenschwestern, Berufskraftfahrern oder im Hotel- und Gaststättengewerbe.
"Nicht ausweichen"
Auf Berufe auszuweichen, von denen man aber nicht begeistert ist, davon rät der IHK-Chef ab. "Ein Job muss einem Spaß machen. Wer sich nicht sicher ist, der kann ein Praktikum machen. Auch eher unbekannte Berufe haben oft ihren Reiz."
Und wer seinen Traumberuf gefunden hat, aber einfach keine Stelle gefunden hat, für den hat der IHK-Chef einen Tipp: In den nächsten Wochen wird es aus verschiedensten Gründen zahlreiche Ausbildungsabbrecher geben. Da wird nochmal ein Schwung Lehrstellen frei. "Dranbleiben lohnt sich also."