Druckartikel: Gut ist's, wenn's groß ist

Gut ist's, wenn's groß ist


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Freitag, 17. März 2017

Wenn der Franke ins Wirtshaus geht, ist vor allem eines wichtig: Dass die Portionen g'scheit groß sind.
Foto: Archiv/Fotalia


Legendär ist der Satz, mit dem ein Bekannter vor Jahren einmal die Qualitäten eines fränkischen Wirtshauses rühmte. Die Schnitzel seien dort "su gruuß wie die Abort-Deggel". Genießer-Herz, was willst du mehr?
In der Tat scheint sich in den fränkischen Gourmet irgendwann einmal ein Gourmand, also ein Vielfraß, eingekreuzt zu haben. Denn wo immer ein Lokal über die Maßen gelobt wird, geht es nicht allein um die resche Kruste des Schäuferlas, um die würzige Sauerbratensoße oder die gelungene Füllung der Rindsroulade. Perfekt wird solches Lob erst durch den Hinweis, dass die Portion außerordentlich stattlich war - "... und des für des bissla Geld!".
Manchmal widerstrebt mir das. Denn obwohl ich selbst über einen gesunden Appetit verfüge und mir nach einer sonntäglichen Wanderung nichts Schöneres vorstellen kann als einen Teller mit Braten, Kloß und reichlich Soß', komme ich in manchem Wirtshaus an meine Grenzen. Dann muss ich einen Kloß, ein Stück Fleisch oder ein paar Löffel Kraut zurückgehen lassen. Die Verschwendung von Lebensmitteln aber ist mir von jeher ein Gräuel.
Warum, so frage ich mich, kann man nicht nicht von Haus aus kleinere Portionen anbieten - mit der Option eines Nachschlags bei Bedarf?
Vernünftig wäre das wohl. So, wie auch die Abkehr vom Grundprinzip "Viel und deftig" ernährungsphysiologisch vielleicht wünschenswert wäre. Aber wäre es dem Ruf der Wirtschaft zuträglich? Wohl eher nicht. Denn schwärmte mir jemand von einem Gasthaus mit den Worten vor: "Orch gut. Kanna Kohlenhydrate, ganz weng Fett - und gor ka gruußa Portion..." - ganz ehrlich: Ich würde die Planung für die Einkehr nach der nächsten Wanderung wohl noch einmal überdenken.