Günter Nietert bastelt Rosenkränze
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Montag, 23. Dezember 2013
Der Kulmbacher Günter Nietert fertigt seit vielen Jahren Rosenkränze in Handarbeit. Seine großen und kleinen Glaubenszeugnisse gehen in die ganze Welt. Ans Aufhören denkt der rüstige 80-jährige Kulmbacher noch lange nicht.
Günter Nietert rückt den Stuhl zurecht. Er hat seinen ganz speziellen Platz, an dem er an die Arbeit geht. Im kleinen Wohnzimmer schiebt er den Stuhl an den Tisch unter dem schrägen Dachfenster. Dorthin, wo das Licht am besten ist. In der Ecke hinter ihm schaut ihm eine Madonna mit Strahlenkranz bei der Arbeit über die Schulter. Der Mutter Gottes widmet er jeden seiner Rosenkränze, erklärt der Mann mit dem schlohweißen Bart.
Es sind unzählige Rosenkränze
Rosenkränze basteln, das ist das große Hobby des 80-Jährigen. Wie viele dieser Ketten, die aus 59 Holzperlen bestehen, er schon gefertigt hat, das kann Günter Nietert nicht sagen. Mitgezählt hat er nicht, es ist ihm auch egal. Es sind unzählige.
Nietert erzählt gerne von seiner Leidenschaft. Vom früheren Pater Georg Löffler in St.
Die schenkt er zum Beispiel Kalkutta-Schwestern oder Missions-Patres, wenn die in Deutschland zu Besuch sind. Zu einer Bischofskonferenz nach Vierzehnheiligen ist er einmal gefahren und hat jedem Bischof einen seiner Rosenkränze in die Hand gedrückt. "Einfach so. Als Geschenk." So kommen die Nietertschen Rosenkränze nach Paraguay, Indien, Russland. "Sogar der Bischof von Jerusalem hat ein Exemplar bekommen", lacht der 80-Jährige. Geld verlangt er keines für seine Ketten, obwohl er zwei bis drei Stunden an einem Exemplar arbeitet, sagt er und greift zum Akku-Schrauber.
Mit einem kleinen Bohrer bohrt er Löcher in die Kreuze. An die Stellen, an die die Jesus-Figuren kommen. Wie bei einer Mini-Kreuzigung nagelt er dann die Miniaturen auf das Holz. Vorsichtig klopft er Nägel in die Hände. Je nach Größe der Kreuze und der Figuren erfordert das viel Fingerspitzengefühl. Ein Kreuz ohne Jesus-Figur - das kommt für Nietert nicht in Frage, das gefällt ihm einfach nicht.
Ein Schild mit den Buchstaben INRI wird über dem Jesus-Kopf befestigt. Mit einer feinen Schnur bindet er das Kreuz dann an die Holzperlen-Kette. Mit etwas Uhu-Kleber wird der Knoten fixiert. "Es soll ja halten", sagt der Bastler, der nicht müde wird, Rosenkranz um Rosenkranz anzufertigen.
Riesiger Perlenvorrat
Denn sein Perlenvorrat ist noch riesig. "Ich habe das ganze Haus voll damit, die Garage, den Keller. Ich kann für den Rest meines Lebens Rosenkränze machen - und die Perlen reichen", erzählt er. Gezahlt hat er für die Holzkugeln nichts. Die stammen aus einem Heimarbeitsgeschäft aus der Nachbarschaft. Das stellte unter anderem Modeschmuck her, sogar Dirndlketten für das Oktoberfest in München. Nachdem der Chef der Heimarbeitsfirma gestorben war, bekam Nietert die Perlen. "Ich habe sie schubkarrenweise zu mir gefahren", erinnert er sich.
Schon jetzt muss er anfangen, die Ketten für die Kommunionkinder zu basteln. "Sonst werde ich nicht fertig." Ob er an Weihnachten dazukommt? Gute Frage. An den Feiertagen erhält er Besuch von den Enkeln, an Heiligabend geht er in die Christmette. Dort tankt er Kraft. Um sich dann wieder mit neuem Schwung seinem Hobby zu widmen...