Grundstücksgeschäfte des Kulmbacher OB: Das Grundbuch gibt einige Antworten
Autor: Stephan Tiroch, Alexander Müller, Alexander Hartmann
Kulmbach, Mittwoch, 05. Februar 2020
Die Immobiliengeschäfte des Kulmbacher OB: Es wurden neue Details bekannt.
2008 kaufte die Städtebau Kulmbach GmbH zwei nebeneinander liegende Objekte von einem Selber Unternehmen. In der Albert-Schweitzer-Straße 5 ein unbebautes und 494 Quadratmeter großes Grundstück für 55.000 Euro - und in der Blaicher Straße ein bebautes (Baujahr des Hauses 1935) 614 Quadratmeter großes Grundstück für 110.000 Euro. Beide Immobilien wurden im April 2018 an einen Kulmbacher Privatmann für 90.000 Euro verkauft.
Im Juli 2018 kam OB Henry Schramm (CSU) ins Spiel: Er übernahm das unbebaute Grundstück von dem Privatmann. Der Kaufpreis von 37 000 Euro wurde in bar bezahlt. Dies sei, obwohl der Notar auf Risiken hinwies, ausdrücklich gewünscht worden. Dies alles geht aus dem Grundbuch hervor. Die Bayerische Rundschau hatte zu Beginn ihrer Recherche Einsicht beantragt, weil damals die Besitzverhältnisse nicht feststanden. Am Montag hatte das Gericht dem Ersuchen stattgegeben und einen Termin für Mittwoch anberaumt.
Zum Vorgang in der Blaich hatte Schramm über seinen Anwalt Karsten Schieseck erklären lassen, dass ihm das Grundstück angeboten worden sei, was der Vorbesitzer bestätigte. Er habe, so der Mann, das Geld gut brauchen können wegen der hohen Sanierungskosten für das marode Gebäude.
Das Haus in der Jean-Paul-Straße 7 - mit drei Wohnungen und 800 Quadratmeter Grund - verkaufte die Städtebau GmbH im Oktober 2013 zum Preis von 145.000 Euro. Käuferin war die Frau des OB. Im Grundbuch ist festgehalten, dass die neue Eigentümerin aber überhaupt nicht dort eingetragen wurde. Denn: Haus und Grundstück wurden am selben Tag wieder verkauft - an Henry Schramm.
Bei den Staatsanwaltschaften in Bayreuth und in Hof liegen inzwischen zwei Strafanzeigen gegen Schramm vor. Nun werden dessen Immobiliengeschäfte rechtlich überprüft. Die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang. Schramm ist Aufsichtsratsvorsitzender der Städtebau-GmbH. Von März 2013 bis Ende 2014 war er deren Geschäftsführer - in der Zeit übte der damalige Bürgermeister Stefan Schaffranek (WGK) den Vorsitz im Aufsichtsrat aus.
Am späten Mittwochnachmittag kündigte die Stadt für Donnerstag eine Pressekonferenz an, in der sich der Oberbürgermeister erklären will. Auch für die Stadtratssitzung am Abend ist eine Erklärung des OB avisiert.
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