Grünes Gold für Gaumen und Gesundheit
Autor: Dagmar Besand
Witzmannsberg, Montag, 13. Juni 2016
Zu Gast bei Edith Wagner in Witzmannsberg: Die Expertin gibt Tipps, wie man mit Kräutern raffiniert kocht, würzt und der Gesundheit Gutes tut.
Für die meisten Menschen ist es nur eine Wiese, für Edith Wagner ist es ein Kräuterbuffet - prall gefüllt mit leckeren Köstlichkeiten und hilfreichen Hausmitteln gegen allerlei Wehwehchen. Zum Nulltarif. Man muss nur wissen, welches Kräutlein wofür gewachsen ist. Die Kräuterpädagogin kennt sich auf diesem Gebiet bestens aus. Die Traumgarten AG hat sie in ihrem Anwesen in Witzmannsberg besucht, einem alten Fachwerkhaus in idyllischer Umgebung. Die Wagners leben in einem Denkmal - einem fränkischen Wohnstallhaus mit Walmdach. Drumherum ein Bauerngarten mit Blumen, Gemüse und Kräutern, Beerensträuchern und Obstbäumen.
Bereicherung für die Küche
Vor zehn Jahren hat sich die Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft zur Gartenbäuerin, Kräuterpädagogin und ländlichen Gästeführerin weitergebildet. Ihre Mission: Den Menschen die Augen öffnen für die Schätze, die uns die Natur schenkt. Da spielen die Wild- und Gartenkräuter die erste Geige. "Die verschiedenen Kräuter stecken voller wertvoller Inhaltsstoffe und sind eine echte Bereicherung für die Küche", sagt die Expertin.
Giersch, Löwenzahn und Gundermann, Vogelmiere, Brennnesseln und Wegerich-Arten sind als Unkraut verschrien und im Garten deshalb in der Regel nicht gern gesehen. Doch statt sich über den Wildwuchs zu ärgern, kann man ihn auch einfach ernten und zu leckeren Gerichten verarbeiten. Ein paar ihrer besten und vielfach erprobten Rezeptideen dafür hat uns Edith Wagner verraten (siehe unten).
Auf der Streuobstwiese und am Rand der Beete pflückt sie in Nullkommanix ein paar Handvoll gemischter Kräuter für einen leckeren Salat. Wild wachsen hier auch Sauerampfer, Rotklee, Wiesensalbei, Gänsefingerkraut, Wiesenbocksbart, großer und kleiner Wiesenknopf, Goldrute und reichlich Gänseblümchen. "Wenn ich was pflücke, nehme ich grundsätzlich die schönen, jungen, zarten Blätter. Die schmecken am besten."
Zu Wagners Favoriten gehört die Schafgarbe, die normale, weiß blühende Sorte. "Ich nehme sie oft anstelle von Petersilie. Sie enthält Bitterstoffe, ist gut für die Haut, den Darm und bei typischen Frauenbeschwerden - ein echter Allrounder." Für ein leckeres Kräutersalz kombiniert die 59-Jährige die Schafgarbe gerne mit Löwenzahn und Gänseblümchen. Auch ein wenig Wiesenschaumkraut macht sich darin nicht schlecht: "Die Blätter sind sehr lecker, erinnern ein wenig an Radieschen."
Neben den wildwachsenden Kräutern gibt es in den Beeten und in den Randbereichen des Bauerngartens auch noch viele kultivierte Sorten: Engelwurz Thymian, verschiedenste Sorten Pfefferminze, Zitronenmelisse, Salbei, Ringelblumen, Malven, Lavendel, Oregano, Liebstöckel und viele mehr.
Bitter ist gesund
Auch wenig bekannte Kräuter sind hier zu finden: Andorn zum Beispiel, der gut gegen Erkältungskrankheiten wirkt. Die Farbe des Laubes weist auf seine wichtigsten Wirkstoffe hin: "Was silbrig ist, enthält immer viele Bitterstoffe. Die sind sehr wichtig für unseren Organismus. Leider hat man diese Substanzen aus vielen Kulturpflanzen weggezüchtet. Dabei sind die Bitterstoffe sehr gesund. Wir sollten viel mehr davon essen."
Kräutertee kauft Edith Wagner nie: Sie sammelt und trocknet alle Kräuter selbst, mischt sie nach Geschmack oder im Sinne der erwünschte Heilwirkung.
Nicht zuletzt haben Blätter, Blüten und Wurzeln der Kräuter auch kulinarischen Wert und setzen mit vielfältigen Aromen Akzente in Speisen und Getränken. Edith Wagner verwendet beispielsweise gerne Rosenblätter, um neben Sirup, Teemischungen und Gelee auch Süßspeisen zu aromatisieren. "Dafür sollte man Duftrosen verwenden", rät die Kräuterfrau. "Die am intensivsten duftenden Blütenblätter bringen den meisten Geschmack mit."
Die Kräuterfrau verrät uns drei leckere Rezepte
• Gierschfüße Gegen diese Käsefüße hat niemand etwas einzuwenden: 200 g Mehl, 200 g Butter, 200g Gouda (fein geraspelt), 2 EL fein gehackter Giersch, etwas Salz: Alle Zutaten zu einem Mürbteig verkneten, Plätzchen in Fußform ausstechen und bei 180 Grad 10 bis 15 Minuten backen.
• Kräuter-Limonade 10 Stängel Giersch, je ein Stängel Gundermann, Pfefferminze und Zitronenmelisse kurz abbrausen, bündeln und leicht andrücken, damit die Inhaltsstoffe austreten können. Den Strauß in einen Krug geben, mit 1 Liter naturtrübem Apfelsaft übergießen, mindestens drei Stunden im Kühlschrank lassen. Kräuter herausnehmen, Zitronensaft und Mineralwasser nach Geschmack zugeben.
• Unkrautpizza Hefeteig aus 500 g Mehl, 1/4 Liter Wasser, 1 Prise Zucker, 1/2 Würfel Hefe, 1 EL Öl, 1/2 EL Salz; gehen lassen, auf gefettetem Backblech ausrollen und Rand etwas hochdrücken: 2 Bund Giersch klein schneiden, in etwas Butter andünsten. 2 Becher Schmand, 2 Eier, Salz und Pfeffer verrühren, mit den Kräutern auf dem Teig verteilen. Bei 220 Grad 25 bis 30 Minuten backen.