Grüne befürchten, dass die Energiewende kippt
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Kulmbach, Sonntag, 02. März 2014
Nicht nur im Kommunalwahlkampf ist die geplante Gleichstromtrasse ein heißes Thema. Auch bei der Energietour der Grünen spielte das Thema die wichtigste Rolle. Bei der Abschlussveranstaltung in Kulmbach gab es kontroverse Meinungen, ob die neue Trasse gebraucht wird oder nicht.
So ganz eindeutig konnte sich Ludwig Hartmann, Landtagsabgeordneter aus Landsberg am Lech und energiepolitische Sprecher der Grünen in Bayern, nicht zur Ablehnung gegen die Trasse durchringen. "Ich tue mich schwer zu sagen, diese Leitung braucht es nicht", so Hartmann bei der Abschlussveranstaltung am Freitagabend in der Kommunbräu.
Der Zorn der Basis war ihm sicher, zumal der bayerische Grünen-Vorsitzende Dieter Janecek in diesen Tagen ebenfalls verkündet hatte, dass derartige Trassen gebraucht würden.
Ulrike Gote, Abgeordnete aus Bayreuth und Landtagsvizepräsidentin, wurde deutlicher. "Wir sind nicht davon überzeugt, dass man diese Trasse braucht", sagte sie.
Schon im November hätten die bayerischen Grünen klargestellt, dass sie die Trasse für eine Braunkohletrasse halten.
Ungeschickte Kommunikation
Die Grünen hätten schon damals eine Überprüfung und eine Überarbeitung des Netzplans gefordert. Gote sprach von "ungeschickter Kommunikation" ihrer Partei: "Es kommt nicht rüber, dass wir eine differenzierte, kritische Haltung haben".
Ludwig Hartmann schränkte diese Position ein wenig ein. "Wir sind schon der Auffassung, dass Strom auch künftig transportiert werden muss", meinte er und gab zu bedenken, dass der Transport in der Regel mit viel weniger Verlusten verbunden sei als jede Speicherung. Um zwei bis fünf Prozent, das sind bis zu 1500 Kilometer, müsse das deutsche Stromnetz für die Energiewende wachsen. Deshalb sei für ihn auch die sogenannte Thüringer Strombrücke begründbar.
Die geplante neue Gleichstromtrasse aber sei genau das Gegenteil der Energiewende, so der Bayreuther Kreisrat Manfred Neumeister. "Wir wissen, dass diese Trasse nichts mit erneuerbaren Energien zu tun hat".
Zustimmung der Bürger sinkt
Stefan Schlags aus Bayreuth warnte davor, zu glauben, dass die CSU in der Ablehnung ein echter Verbündeter sei. Die CSU werde den gesamten Protest zwei Wochen nach der Wahl wieder einfangen. Dagmar Böhm, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kulmbacher Kreistag, warnte davor, dass durch die Diskussion um die geplante Gleichstromtrasse die Zustimmung zur Energiewende in weiten Teilen der Bevölkerung wieder kippen könnte. "Das haben wir nun davon", so oder ähnlich sei es schon jetzt häufig zu hören. Dagmar Böhm forderte alle Beteiligten auf, die Bevölkerung aufzuklären. "Andernfalls ist die Energiewende in Gefahr."
Zuvor hatte Ludwig Hartmann alle Gründe für die Energiewende zusammengefasst und dabei heftige Kritik am bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer wegen der neuen Abstandsflächen für Windkraftanlagen geübt. "Raus aus den Risiken der Atomkraft, unabhängig werden von fossilen Energieträgern und dem Klimaschutz dienen, das waren die Ausgangspunkte für die Energiewende", so Hartmann.
Wind und Sonne als Gewinner
Wind und Sonne hätten sich dabei in den letzten Jahren als die Gewinner herausgestellt, denn bei der Windkraft und der Photovoltaik sei nicht nur die Technik ausgereift, beides sei unbegrenzt verfügbar, im Gegensatz zu Flächen für Biomasse.