Großes Geld für kleine Marken auf einem alten Brief aus Untersteinach
Autor: Katrin Geyer
Untersteinach, Mittwoch, 12. Juni 2019
Ein vor 165 Jahren in Untersteinach abgeschickter Brief ist für 100 000 Euro versteigert worden.
Für Laien ist es nur ein alter Umschlag. Für Experten hingegen ist es ein sehr, sehr wertvolles Sammlerstück: Ein Faltbrief, frankiert mit fünf Briefmarken, ist dieser Tage in Wiesbaden für 100 000 Euro versteigert worden. Das Besondere daran für Philatelisten: die beiden mit einem Steg verbundenen rosafarbenen Marken. Das Besondere für Laien: Abgestempelt worden ist der Brief in Untersteinach - erkennbar an der Aufschrift und an der Stempelnummer 358, wie uns ein Sammler aus der Region erläutert hat.
Der Brief stammt aus der Sammlung des verstorbenen Unternehmers Erivan Haub (siehe Infobox). Das Auktionshaus Corinphila beschrieb das Sammlerstück als "Faltbrief (1854)", frankiert mit einer hellblauen Drei-Kreuzer-Marke, zwei bläulich-grünen beziehungsweise blaugrünen Neun-Kreuzer-Marken und einem waagrechten Paar rosafarbener Ein-Kreuzer-Marken.
Vor allem die sorgen bei Philatelisten für Begeisterung, sind sie doch durch einen sogenannten Zwischensteg verbunden. Sämtliche Marken sind abgestempelt mit einem sogenannten Mühlradstempel mit der Nummer 358 und einem sogenannten Halbkreis-Aufgabenstempel mit der Schrift "Untersteinach 14/9". Gerichtet ist der Brief an M. Dettelbach in Nottingham - zu versenden "via Ostende". In Nottingham hat man den Umschlag mit dem Ankunftsstempel "Nottingham Sp 18 1854" versehen.
Geheimnisvoller neuer Besitzer
Gewürdigt wird der Brief von den Auktionaren als "allergrößte Bayern-Seltenheit". Es seien, so heißt es, nur noch zwei weitere Briefe mit Zwischensteg bekannt. Der, um den es hier gehe, sei bisher "der einzige mit Buntfrankatur und Auslandsdestination". Er zähle damit zu den schönsten Zwischenstegbriefen der Kreuzer-Marken.
Versteigert wurde der Brief nun bei der Heinrich-Köhler-Auktion am 8. Juni in Wiesbaden als Los Nummer 32 im Zuge der Auflösung der Sammlung des verstorbenen Unternehmers Erivan Haub. Das Startgebot hatte 30 000 Euro betragen, der Hammer war dann bei 100 000 Euro gefallen. Hinzu kommen noch Aufgelder, so dass der neue Besitzer wohl etwa 125 000 Euro wird bezahlen müssen.
Wer so viel Geld ausgibt für einen alten Brief? Das bleibt ein Geheimnis. Es muss aber auf jeden Fall ein erklärter Liebhaber sein.
Erivan Haub