Großangriff im Käfer-Hotspot
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Freitag, 01. Oktober 2021
In der Region sind seit Wochen Helfer aus ganz Bayern im Einsatz gegen den Waldschädling.
Wenn im Juni die ersten Zitronenfalter flattern, freuen sich die Menschen auf den Sommer. Bei Forstleuten dürfte die Freude verhalten sein: Es ist die Zeit, in der auch die Borkenkäfer ausschwärmen. Dann ist im Wald Gefahr im Verzug.
Die kleinen Käfer nämlich haben das Zeug, in unseren Wäldern große Schäden anzurichten (siehe Infobox). Seit Jahren klagen Waldbesitzer über heftigen Käferbefall. Begünstigt wird der durch warme, trockene Sommer. Dann wachsen in einem einzigen Sommer mehrere Borkenkäfer-Generationen heran - die wiederum für Millionen von Nachkommen sorgen, die über die von der Trockenheit ohnehin geschädigten Fichten herfallen.
Die bayerischen Wälder haben drei ausgeprägte Käferjahre hinter sich. Zwar war der Sommer 2021 erfreulich durchwachsen. "Aber die Bäume erholen sich nicht so schnell", sagt Christoph Winkler, Leiter der Servicestelle des Forstbetriebs Nordhalben. Auch 2021 ist deshalb ein Käferjahr.
Besonders hart getroffen hat es die Wälder in Nordbayern. Von einem regelrechten Hotspot sprechen die Experten. Was in einem solchen Fall zu tun ist, ist allgemeiner Konsens bei den Forstleuten: Die befallenen Bäume müssen raus aus dem Wald.
Allein: Aus eigener Kraft war das im Forstbetrieb Nordhalben, in dessen Zuständigkeit unter anderem der Staatswald in den Landkreisen Kulmbach und Kronach gehört, nicht mehr zu schaffen. Ebenso wie im Forstbetrieb Rothenkirchen hat man sich deshalb Unterstützung aus anderen bayerischen Regionen geholt. Mehr als doppelt so viele Menschen wie sonst sind seit Wochen in den heimischen Wäldern damit beschäftigt, Fichten, die vom Borkenkäfer befallen sind, zu markieren, zu fällen und das Holz zügig aus dem Wald zu transportieren, um eine weitere Ausbreitung des Schädlings zu verhindern.
Dazu sind die Mitarbeiter in verschiedenen Gruppen unterwegs. Zunächst werden befallene Bäume gesucht und markiert. Die lange üblichen Spraydosen mit Farbe kommen dabei nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz. Die Markierung erfolgt vielmehr über eine App, die allen Nutzern nicht nur den Standort der "Käferbäume" anzeigt, sondern auch das Gelände in der Umgebung und den Weg dorthin. Wenn ein befallener Baum dann gefällt ist, ist das ebenfalls in der App ersichtlich - und letztlich zeigt der Bildschirm auf dem Smartphone auch an, wenn das Holz aus dem Wald gebracht und das Käferproblem gelöst ist.
40 000 Festmeter
Durchschnittlich drei Wochen sind die Helfer in der Region unterwegs. Untergebracht sind sie in Gasthöfen und Hotels. "Das kostet uns eine dicke sechsstellige Summe", sagt Fritz Maier, Leiter des Forstbetriebs Nordhalben - der dennoch froh ist über die Hilfe aus den insgesamt 41 Forstbetrieben im Freistaat.