Die Bilanz des Ausnahmesommers ist beachtlich: 16 500 Hektar in vier Landkreisen wurden seit Juni bearbeitet. Insgesamt 40 000 Festmeter Fichtenholz wurden eingeschlagen. "Das klingt nach viel", sagt Servicestellenleiter Winkler. "Aber wir liegen im Forstbetrieb Nordhalben damit noch deutlich unter dem durchschnittlichen Holzeinschlag von 120 000 Festmeter im Jahr." Der Grund: Weil alle Kräfte gebündelt wurden zur Borkenkäfer-Bekämpfung, blieben viele andere Bäume, die üblicherweise als Nutzholz verkauft werden, stehen. Was auch seine Vorteile hat, wie Betriebsleiter Maier erläutert: "Weil wir neben den Käferbäumen weniger andere Bäume gefällt haben, sparen wir uns Lagerkosten und können, wenn der Markt nicht mehr mit so viel Holz überschwemmt wird, manches vielleicht besser verkaufen."
Trotz allem nachhaltig
Und weil unterm Strich weniger Holz geschlagen wurde als in anderen Jahren, kommt trotz der Käferplage das Prinzip der Nachhaltigkeit nicht in Gefahr - auch wenn kahle Flächen in der Region auf den ersten Blick ein anderes Bild vermitteln.
Diese Flächen sollen nicht auf Dauer kahl bleiben. Teilweise stehen hier schon junge Bäume - Ahorn, Buche, Wildkirsche und andere - gewissermaßen in der Warteposition und werden sich nun, da sie mehr Licht bekommen, schnell weiterentwickeln. In einem solchen Fall sprechen Forstleute von natürlicher Waldverjüngung.
Dort, wo das nicht möglich ist, soll aufgeforstet werden, um zu verhindern, dass Wind und Regen die Humusschicht abtragen. Dabei setzt man im Forstbetrieb Nordhalben auf das klassische Sortiment der Waldbäume. Experimente mit neuen Baumarten, von denen man sich eine bessere Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Trockenheit erhofft, finden andernorts statt.
Im übrigen kämpft man nicht nur im Staatswald gegen den Borkenkäfer. Auch private Waldbesitzer sind verpflichtet, Käferholz zu entfernen. Sie werden dazu vom Landratsamt aufgefordert, das im Fall des Falles auch ein Zwangsgeld verhängen oder eine sogenannte Ersatzvornahme anordnen kann. "Nicht alle privaten Waldbesitzer erkennen die ganze Tragweite der aktuellen Situation", berichtet Michael Schmidt, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Dann gebe es intensiven Beratungsbedarf - auch über Fördermöglichkeiten.
Damit wirklich kein befallener Baum unentdeckt bleibt, greift das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu demnächst zu einer ganz außergewöhnlichen Methode: "Wir werden die Wälder befliegen", so Schmidt. "Dann sehen wir, wo wir aktiv werden müssen." Ebenso wie seine Kollegen vom Forstbetrieb Nordhalben beurteilt auch Schmidt die Situation in der Region dramatisch. "Aber", so schränkt er ein, "wir haben wenigstens noch Wald. In Thüringen, Sachsen oder dem Sauerland sind viele Wälder schon ganz verschwunden."