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Grippewelle in Kulmbach noch nicht vorbei


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Montag, 23. Februar 2015

Im Raum Kulmbach findet das Virus immer neue Opfer. Das Gesundheitsamt registriert mehr Krankheitsfälle als vor einem Jahr. Kleinere Betriebe haben damit mehr Probleme.
Hohes Fieber, Schüttelfrost, Hustenanfälle, Kopf- und Gliederschmerzen: Eine Patientin mit Influenza liegt im Bett. Viel mehr kann man auch nicht machen, wenn einen die Grippe erwischt hat. Foto: Jens Kalaene / dpa


Eine echte Grippe, auch Influenza genannt, ist kein Spaß. Wenn sich die ersten Symptome gezeigt haben, treten innerhalb weniger Stunden hohes Fieber, Schüttelfrost, Hustenanfälle, Kopf- und Gliederschmerzen auf, der Kranke fühlt sich wie im Delirium.

Wer nun glaubt, ihn könne es nicht mehr erwischen, weil die Grippewelle in Kulmbach abflaut, befindet sich auf dem Holzweg. Nach wie vor sind die Viren unterwegs, und der Krankenstand ist vielerorts hoch.

Hohe Dunkelziffer

"Es ist eine richtige Grippewelle, die das vorige Jahr deutlich übertrifft", betont Gesundheitsamtsleiter Dr. Dieter Weiss.

Und dass die Grippewelle in Kulmbach noch nicht vorbei ist, führt er unter anderem darauf zurück, "dass wir vergangenen Freitag elf positive Befunde bekommen haben". Die Dunkelziffer liege aber viel höher, da viele Ärzte dazu übergegangen sind, bei eindeutigen Grippesymptomen gar keinen Abstrich mehr zu machen und anschließend auch keine Meldung beim Gesundheitsamt.

Warum auch Menschen, die sich gegen Influenza haben impfen lassen, betroffen sich, erklärt der Arzt damit, dass der Impfstoff "nicht so passgenau wie in den anderen Jahren" gewesen ist. Das Virus habe sich in seiner genetischen Zusammensetzung verändert, bis es nach Deutschland gekommen ist.

Immerhin: Es gibt unterschiedliche Krankheitsverläufe, aber Dr. Weiss sind aus dem Kulmbacher Raum "keine schweren Komplikationen" bekanntgeworden.

Seit Anfang Februar hat sich das Grippevirus im Landkreis Kulmbach breitgemacht. Mit den bekannten Folgen für die Betroffenen - und auch für Schulen, Kindergärten und Betriebe.

Lehrer und Schüler betroffen

"Alle Schulen haben laufenden Betrieb", sagt Schulamtsdirektor Jürgen Vonbrunn. Das sei allerdings nicht überall so. "In Bayreuth war eine ganze Klasse zu Hause." An den Schulen im Landkreis Kulmbach gebe es diverse Grippe- und Erkältungsfälle. "Die Lehrer sind genauso betroffen wie die Schüler." Dabei sei die Lage völlig unterschiedlich. Vonbrunn: "In der Schule Mainleus ist wieder alles an Bord. Dagegen meldet die Schule Neudrossenfeld starke Ausfälle: Die gehen auf dem Zahnfleisch."

"Wir hatten in den letzten zwei Wochen starke Ausfälle im Bereich der Kinder, aber auch beim Personal", erklärt Michael Seck, Geschäftsführer der katholischen Kindergärten Mainleus, Weismain, Modschiedel, Burgkunstadt und Unsere Liebe Frau in Kulmbach. Mittlerweile habe sich die Lage verbessert. "Die Kinder kommen nach und nach in die Einrichtungen zurück."

Weitgehend verschont geblieben sind offenbar die Altenheime. "Wir haben einige Kranke unter den Bewohnern und Mitarbeitern, aber es hat sich sehr in Grenzen gehalten", so Uwe Gieselmann, der bei der Diakonie als Fachbereichsleiter für die Senioreneinrichtungen Mainpark und Wohnstift Tilsiter Straße zuständig ist. Hier wirke es sich positiv aus, "dass dass alle Bewohner geimpft sind".

Bei den Unternehmen ist der Krankenstand in der Grippezeit so hoch wie nie. Von "recht vielen Kranken" spricht man bei Wiegel Gebäudetechnik. "Das geht schon zwei, drei Wochen so." Man habe es aber geschafft, die Zeit zu überbrücken: "Wir sind eine große Firma ..."

Beim Real-Warenhaus hat man das Schlimmste überstanden. "Bei uns ist's einigermaßen vorbei", sagt stellvertretender Marktleiter Karl-Heinz Bayer. "Vor zwei Wochen war's ganz schlimm, da hatten wir 15 bis 20 Prozent Kranke." Die verbleibenden Mitarbeiter hätten Überstunden gemacht, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Schwerer für kleinere Betriebe

In einem kleineren Handwerksbetrieb wie dem Autohaus Dippold kann die Grippe den Geschäftsbetrieb ganz erheblich stören. Davon weiß Geschäftsführer Werner Burger ein Lied zu singen: "Bei uns geht's reihum. Die Grippe bringt die ganze Planung durcheinander, das geht seit mehreren Wochen so." Es sei aber nicht so, dass der Betrieb brachliegt. "Wir können uns noch helfen, auch wenn es nicht einfach ist."

Beim Klimagerätehersteller Glen Dimplex mit seinen zirka 700 Beschäftigten hat man die Grippewelle im Griff. "Der Krankenstand ist der Jahreszeit entsprechend", heißt es in dem Großbetrieb. Man habe keine großartigen Produktionsausfälle, "so gravierend war's nicht".