Grafengehaig wartet auf Asylbewerber-Familie
Autor: Sonny Adam
Grafengehaig, Freitag, 05. Sept. 2014
In der Gemeinde Grafengehaig entsteht eine weitere Unterkunft für Asylbewerber. Derzeit richtet Bürgermeister Werner Burger mit dem Bauhof und der ehrenamtlichen Betreuerin Margitta Hieke eine 60 Quadratmeter große Wohnung für eine Familie ein.
Wenn der Grafengehaiger Bürgermeister Werner Burger den Fernseher anschaltet und die Situation in den zentralen Auffanglagern sieht, wo Asylbewerber in Zeltstädten hausen müssen, blutet ihm das Herz. "Bei uns ist eine gemeindliche Wohnung frei geworden. Die richten wir jetzt ordentlich her, so dass eine Familie unterkommen kann", sagt Burger, der seinen Beitrag zu einer menschengerechten Unterbringung leisten möchte. "Die Wohnung ist 60 Quadratmeter groß. Wir glauben, dass eine Familie mit zwei Kindern hier ganz gut unterkommen kann."
Natürlich sind auch die Einnahmen, die Asylbewerber einer Gemeinde bescheren, willkommen. "Aber das steht wirklich nicht im Vordergrund. Denn im jetzigen Zustand wäre die Wohnung sicherlich nicht mehr vermietbar. Vorher hatte sie 80 Euro im Monat gekostet", verrät der Bürgermeister.
Bislang nur positive Erfahrungen
Bislang hat die Gemeinde nur positive Erfahrungen mit Asylbewerbern gemacht. Im Kindergarten Eppenreuth ist seit eineinhalb Jahren eine Familie mit fünf Kindern untergebracht, in der Frankenwaldhalle eine Familie mit vier Kindern - also insgesamt 13 Menschen haben in Grafengehaig schon fast ein neues Zuhause gefunden. "Die beiden Väter arbeiten bei der Gemeinde - vier Stunden täglich", erklärt der Bürgermeister. Und genau diese Arbeit sei es, die den Asylbewerbern Anerkennung und Akzeptanz bringe. Die Kinder besuchen den Kindergarten und die Schulen, sind im Sportverein aktiv.
Die Situation nicht freilich ganz einfach. Denn beide Familien haben mit Trauma-Erlebnissen und Depressionen zu kämpfen. "Wir suchen noch einen Trauma-Arzt in der Gegend", sagt Margitta Hieke. Für psychotherapeutische Behandlung ist gesorgt.
Margitta Hieke hilft gerne
Die Grafengehaigerin ist nicht nur im Frankenwaldverein aktiv, sondern setzt sich auch von Herzen gerne für die Asylbewerber ein, hilft ihnen, sich in der neuen Welt zurechtzufinden. "Diese Arbeit fließt einfach in meinen Alltag mit ein, das sind vielleicht 15 Stunden pro Woche. Ich gehe mit den Aslybewerbern in die Gemeindeverwaltung, zum Landratsamt, zum Sozialamt und zum Jugendamt", erklärt Margitta Hieke ihre Aufgaben. Einmal pro Woche haben die Asylbewerber Sprachunterricht. Vor allem die Kinder finden sich schon prima in Deutschland zurecht.
"Ideal wäre es natürlich, wenn wieder eine Familie aus Tschetschenien oder aus einem russischsprachigen Land kommen würde", wünscht sich Margitta Hieke. Denn dann könnten sich die derzeit schon etablierten Aslybewerber mit den Neulingen kurzschließen.
Die Verfahren der Asylbewerber ziehen sich in die Länge. Es kann Jahre dauern, bis über einen Verbleib der Menschen entschieden ist, weiß Hieke.
Derzeit stattet Klaus Keil vom Grafengehaiger Bauhof die Gemeindewohnung mit Mobiliar aus. Die Waschmaschine und der Kühlschrank sind eigens für die Aslybewerber angeschafft worden. "Wir haben auch darauf geachtet, dass die Geräte die Effizienzklasse A+ haben. Das spart Strom", sagt Bürgermeister Werner Burger. Für etwaige Kinder wurde ein Doppelbett angeschafft, das im Elternschlafzimmer aufgestellt werden kann. Der Rest des Mobiliars stammt von der Kulmbacher Beschäftigungsgesellschaft Integra. "Die Wohnung ist nicht die neueste, aber es soll alles ordentlich sein, damit die Leute hier leben können", sagt der Grafengehaiger Bürgermeister.
Die Wohnung soll nächste Woche bezugsfertig sein.