Grafengehaig klärt Abwasserfrage
Autor: Matthias Beetz
Grafengehaig, Freitag, 24. Juli 2015
Die Kläranlage aus den 1960er-Jahren muss technisch ertüchtigt werden. Davon erhofft sich die Gemeinde auch eine große Energieeinsparung und weniger Kosten für die Schlammentsorgung. Ob der Freistaat einen Härtefall anerkennt?
150 000 Euro hat der Marktgemeinderat Grafengehaig im Haushalt schon einmal für die Ertüchtigung der Kläranlage eingestellt. "Aber wir brauchen eine möglichst hohe Förderung, um das schultern zu können", sagt Bürgermeister Werner Burger zu dem Thema. Hoffnung macht da eine Härtefallregelung der Bayerischen Staatsregierung, die erst in diesen Tagen beschlossen wurde.
Mitte der 1960er-Jahre war die mechanische Kläranlage im Tal unterhalb Grafengehaig errichtet worden. Daran angeschlossen wurde auch der Ortsteil Eppenreuth. Obwohl die Grafengehaiger die Anlage immer bestens gepflegt haben, ist eine technische Aufrüstung inzwischen unumgänglich.
Stromverbrauch rund um die Uhr
Und das auch aus energetischer Sicht, wie Bürgermeister Werner Burger erläutert. "Die Belebung läuft 24 Stunden am Tag - und das an 365 Tagen im Jahr", erklärt Burger. "Und das verbraucht eine enorme Menge an Energie." Genau gesagt handelt es sich um 15 000 Euro, die an Stromkosten Jahr für Jahr in der Kläranlage verschwinden.
Nach neuesten Erkenntnissen und technischen Möglichkeiten ist der Eintrag von Sauerstoff in das Belebungsbecken nur an drei bis vier Stunden pro Tag notwendig, damit die Bakterien das Wasser vor dem Abfluss in den Pfarrbach reinigen. "Mindestens die Hälfte" der Stromkosten, so Burger, könnte man durch den Einbau neuer Kompressoren und neuer Steuertechnik sparen.
Ebenfalls erneuert werden soll im Zuge der Ertüchtigung der Rechen im Einlaufbecken der Anlage, der nicht für das Klärbecken bestimmte Grobteile wie etwa Papier "auskämmt". Der momentan montierte Rechen ist zu grob, sodass die teuer zu entsorgende Klärschlamm-Menge übermäßig groß ist. Ein feiner ausgelegter Rechen würde den Anteil der Grobteile, die kostengünstig zu entsorgen sind, minimieren, so Burger.
Möglichst kostengünstig
Der Grafengehaiger Bürgermeister rechnet mit Gesamtkosten zwischen 750 000 und einer Million Euro, die für die Ertüchtigung der Kläranlage investiert werden müssen. "Aber wir wollen das möglichst kostengünstig machen, um die Bevölkerung möglichst wenig zu belasten", betont Burger mit dem Hinweis, dass der von der Kommune zu zahlende Betrag über Beiträge oder die Gebühr auf die Haushalte umzulegen ist.
Vor diesem Hintergrund ist seine Hoffnung groß, dass Grafengehaig Nutznießer der erst vor wenigen Tagen im Landtag beschlossenen Härtefallregelung wird. Demnach soll mit einem Millionen-Programm finanziell schlecht gestellten Kommunen bei Kläranlagenmaßnahmen geholfen werden.
Reinigungsleistung stimmt
Dass das Projekt bis spätestens 2020 umgesetzt sein muss, ist laut Verwaltungschef Michael Laaber auch der Tatsache geschuldet, dass Grafengehaig bis spätestens 2017 einen Sanierungsplan vorgelegt haben muss, weil die technischen Anforderung der Wasserwirtschaft nicht mehr gegeben sind. Und das, obwohl die Grafengehaiger Kläranlage im Hinblick auf die Reinigungsleistung nach wie vor sehr gute Ergebnisse liefert. Sobald im Herbst die genauen Förderrichtlinien bekannt werden, wird Grafengehaig Antrag auf Härtemittel stellen.
Die Gemeinde habe über Jahre "zu 100 Prozent den Konsolidierungkurs gefahren", gespart und die Schulden von einst 2,2 Millionen auf 930 000 Euro abgebaut, sagt Werner Burger. "Wir sind dem Freistaat sehr dankbar, dass er den kleinen Gemeinden und nicht nur den großen Städten hilft", so sein Kommentar zum Thema Stabilisierungshilfe. Und jetzt, wo der Markt Grafengehaig endlich wieder finanziell handlungsfähig sei, hoffe er natürlich auf die weitere Begleitung durch den Freistaat Bayern.