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Glosse: Armut ist überall


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Sonntag, 20. Sept. 2015

Armut ist überall: Auch in Kulmbach suchen nicht wenige Menschen in Mülleimern nach Pfandflaschen, die ihnen so manch dringend benötigten Cent bringen.
Jeder Cent hilft: Nicht wenige Menschen suchen in Mülleimern nach Pfandflaschen. Symbolbild: dpa


Die Wohlstandsgesellschaft hat ihre Kehrseite. Während die Einen jede Menge Lebensmittel verfallen lassen, brauchbare Nahrungsmittel in Massen in Mülleimern entsorgen, suchen Andere auch im Müll nach einem Zubrot.

Beobachten lässt sich das nicht nur in Reality-Sendungen im Fernsehen, sondern auch in der realen Welt. In Kulmbach beispielsweise oft am Busbahnhof: Dort treffen sich Teens und Twens, die nicht nur die eine oder andere Coladose, sondern auch so manche Bierflasche leeren und diese dann gedankenlos in der Mülltonne versenken.

Macht sich der Nachwuchs auf den Heimweg, tauchen Männer im betagten Alter auf. Durchaus stattlich gekleidet, wohl aber alles andere als wohlbetucht. Sie durchwühlen die Tonnen und werden zwischen zerknüllten Zeitungen, braunen Bananenschalen und leeren Zigarettenschachteln fündig. Was die anderen wegwerfen, ist für sie ein Gewinn: Die Pfandflaschen bringen ihnen so manchen Cent, der ihnen hilft, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Die Armut ist überall. Auch in Kulmbach, was nicht nur das Beispiel Busbahnhof zeigt, sondern auch die Menschenschlange, die allwöchentlich vor der Tafel in der Blaich um ein Zubrot bittet. Wie gesagt: Die Wohlstandsgesellschaft hat eben auch ihre Kehrseite.