Gläubiger schauen in die Röhre
Autor: Peter Müller
Kulmbach, Freitag, 01. Juli 2016
Die Lieferanten eines früheren Autohändlers, der in Kulmbach große Kasse machen wollte, haben offene Forderungen von 996 000 Euro.
Der Fall erinnert ein wenig an den des Düsseldorfer Luxuswagen-Händlers Helmut Becker. Der hatte nicht nur als Lebenspartner des Chirurgie-Wunders Tatjana Gsell Schlagzeilen gemacht, sondern 2002 auch das von seinem Vater gegründete und zum größten Autohaus Deutschlands entwickelte Unternehmen in den Sand gesetzt. Wie Auto Becker ging im gleichen Jahr auch ein Kulmbacher Gebrauchtwagenhändler pleite. Erst jetzt geht das Insolvenzverfahren zu Ende - zwölf Jahre, nach denen der Mann wegen Betrugs in 180 Fällen vom Landgericht Hof zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden war.
Träume im Spinnerei-Gebäude
Der damals 35-Jährige hatte Großes vor: In den oberen Etagen des Spinnereigebäudes wollte er eine Gebrauchtwagenausstellung mit rund 1000 Fahrzeugen etablieren.
Zusammen mit einem weiteren Geschäftsführer, der kurz vor der Insolvenz aus dem Unternehmen ausgeschieden ist, stellte er mehrere Mitarbeiter ein. Im- und Export von Kraftfahrzeugen lautete der Unternehmenszweck.
Wechsel zu Geld gemacht
Die Firma scheiterte letztlich daran, dass der Kulmbacher offenbar gerne einen auf dicke Hose machte und dabei auch vor unlauteren Methoden nicht zurückschreckte. Das Gericht sah es damals jedenfalls als erwiesen an, dass er im Zeitraum von 1999 bis 2002 für den Verkauf von Gebrauchtwagen von Autohändlern Wechsel als Sicherheit angenommen hatte. Die soll er aber nicht in seinen Safe gelegt, sondern bei der Bank zu Geld gemacht haben.Seine Lieferanten kamen aus dem ganzen Bundesgebiet, viele auch aus der ehemaligen DDR, wo teilweise noch eine euphorische Wende-Stimmung herrschte. Dem Geldinstitut und den Händlern, deren Existenzen teilweise sogar zerstört wurden, entstand laut Gericht ein Schaden in Höhe von rund fünf Millionen Euro.
Stets Unschuld beteuert
Während der Autohändler in dem auf 30 Tage angesetzten Prozess immer seine Unschuld beteuerte und sich als Opfer seiner Bank darstellte, warf der Richter dem Kulmbacher knallhart vor: "Betrug ist ein wesentlicher Teil ihrer Geschäftstätigkeit gewesen."
Dienstwagen für 200 000 Euro
Ins Rollen war die Sache damals gekommen, als Autohändler vergeblich auf ihr Geld warteten und dann Anzeige erstatteten. Der Geschäftsmann wurde dem Vernehmen nach auf der Rückreise vom Urlaub auf einem Flughafen festgenommen. Sein Dienstauto, ein 200 000 Euro teurer Mercedes, wurde sofort konfisziert.
Ungefähr 500 000 Euro soll der Unternehmer an der Börse verzockt haben. Wo die restlichen 4,5 Millionen Euro geblieben sind, ist bis heute unklar. Einige Fahrzeuge wurden zurückgegeben, andere wiederum sind laut Insolvenzverwalter Thomas Hofmann verschwunden.
Der Kulmbacher Rechtsanwalt, der den Termin zur Anhörung der Gläubigerversammlung auf Dienstag, 5. Juli, im Bayreuther Justizgebäude festgesetzt hat, spricht von einem undurchsichtigen Geflecht von Tochterfirmen und Geschäftsvorgängen. Trotz intensiver Prüfung der Unterlagen sei der Weg verschiedener Autos tatsächlich nicht mehr nachvollziehbar gewesen. Die schwierigen Recherchen, die Tatsache, dass betroffene Firmen zum Teil nicht mehr greifbar waren, und die Bemühungen eines Verwandten, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen, hätten letztendlich dafür gesorgt, dass sich das Insolvenzverfahren so lange hingezogen habe.
Der Gläubigerversammlung wird Hofmann am kommenden Dienstag in Bayreuth die Einstellung des Verfahrens mangels Masse vorschlagen.