Gezielt gegen Kopf getreten: Mann aus dem Raum Kulmbach vor Gericht
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Kulmbach, Montag, 24. November 2014
Wegen einer ganzen Reihe von Gewaltdelikten muss sich seit Montag ein 35-jähriger Mann aus dem Raum Kulmbach vor dem Landgericht Bayreuth verantworten. Dem Angeklagten werden nicht nur gefährliche Körperverletzung in zwölf Fällen, sondern auch auch versuchter Totschlag.
Es ist der letzte von insgesamt 13 Anklagepunkten. Am 7. März dieses Jahres war der Angeklagte, der als Beruf Türsteher angab und als solcher unter anderem in einem Lokal im Nachbarlandkreis Lichtenfels tätig war, ohne Grund in der Oberen Stadt in Kulmbach auf einen anderen Mann losgegangen. Zuletzt soll er mit Fäusten so lange auf den anderen eingeschlagen haben, bis der Mann zu Boden ging. Dann hat er laut Anklage mehrfach mit Stahlkappenstiefeln gezielt gegen den Kopf getreten.
Damit habe der Angeklagte zumindest billigend in Kauf genommen, dass sein Opfer zu Tode kommen könnte, sagte Staatsanwalt Florian Losert.
Erst als ein zufällig vorbeikommender Zeuge mit seinem Auto anhielt, habe der Angeklagte von seinem Opfer abgelassen.
Das soll der Anklageschrift zufolge allerdings nur die Spitze eines Eisbergs gewesen sein. Die übrigen zwölf schweren Gewaltdelikte beginnen bereits im Juli des vergangenen Jahres. Fast jedes Mal soll der Angeklagte sein Gegenüber grundlos brutal niedergeschlagen haben, jedes Mal habe das Opfer nicht unerhebliche Verletzungen davon getragen und jedes Mal soll sein, wie es in der Anklage heißt, ausgeprägter Alkoholmissbrauch die eigentliche Ursache gewesen sein.
Bier und Schnaps in Massen
Den regelmäßigen Genuss beinahe unvorstellbarer Mengen Bier und Schnaps räumte der Angeklagte unumwunden ein. Bei dem versuchten Totschlagsdelikt sollen es im Vorfeld beispielsweise "bestimmt zwölf bis dreizehn Bier und acht Schnäpse" gewesen sein.
Für jeden der Einzelfälle hatte der Mann aber auch Erklärungen parat. Immer hätten der oder die anderen angefangen, stets sei er zuvor provoziert oder beleidigt worden. In der Regel habe er sich immer nur gewehrt, so die Aussage des Angeklagten.
Unter den Einzelfällen ragen besonders die heraus, bei denen der Mann auf Polizeibeamte losgegangen ist. So soll er im vergangenen Dezember im Innenhof der Kulmbacher Inspektion einem Beamten einen Faustschlag verpasst haben.
Nur wenige Tage später sollte der Mann mit einem Krankenwagen ins Bezirkskrankenhaus gebracht werden. Während der Fahrt verpasste er laut Anklage einem begleitenden Polizisten mehrere heftige Fußtritte. "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus", erläuterte der Angeklagte allen Ernstes und gab an, wie in allen anderen Fällen, auch von den Polizisten zuerst provoziert und geschlagen worden zu sein.
Relativ kurios ist der Anklagepunkt 9: So soll der Mann am 3. Januar dieses Jahres mehrere Schaufensterscheiben des Autohauses Dippold und des Rofu-Kinderlandes sowie die Scheiben eines auf dem Real-Parkplatz abgestellten Wohnmobils eingeschlagen haben. Den Gesamtschaden bezifferte die Polizei auf satte 10 500 Euro.
"Ich habe gekocht und konnte in dem Moment nicht mit meiner Wut umgehen", entschuldigte sich der Mann vor Gericht. So etwas passiere nur dann, wenn er besoffen sei, so der Angeklagte, der zumindest für einen Moment ein wenig Selbsterkenntnis aufblitzen ließ: "Ich weiß, ich sollte mit dem Saufen aufhören", sagte er.
Nachdem der Angeklagte jeden Einzelnen der 13 Anklagepunkte teilweise in Frage stellt, muss das Gericht zahlreiche Zeugen vernehmen. Für den Prozess wurden deshalb insgesamt acht Verhandlungstage bis 15. Dezember angesetzt.