Gewinn bei der Kulmbacher Gruppe
Autor: Alexander Müller
Kulmbach, Donnerstag, 16. Mai 2013
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Brauerei AG einen Überschuss von 2,8 Millionen Euro. Und das, obwohl sich die Konsumgewohnheiten verändern und das Gastronomie-Geschäft rückläufig ist. Dafür wächst der Exportbereich.
831.000 Euro - das ist der Bilanzgewinn der Kulmbacher Brauerei AG im vergangenen Jahr gewesen. Ein Großteil davon wandert in die Rücklagen, um das Eigenkapital zu stärken. Markus Stodden, Sprecher des Unternehmensvor stands, betonte in der Hauptversammlung, es sei nötig, für künftige Investitionen gerüstet zu sein. Einzelne Aktionärsvertreter hatten zuvor die Ausschüttung einer Dividende gefordert, was die weit überwiegende Mehrheit jedoch ablehnte.
Sinkender Bierkonsum
Denn der Markt, in dem sich die Brauerei bewegt, ist von einer Reihe problematischer Entwicklungen geprägt: Die Gesellschaft altert - und der Bierkonsum sinkt dadurch. Veränderte Konsumgewohnheiten sorgen auch für Rückgänge in der Gastronomie, vor allem auf dem Land. Getränke der Kulmbacher Gruppe werden aktuell in 11.000 Gaststätten vertrieben.
Genau das ist der Sektor, auf dem die Kulmbacher Gruppe punktet: "Unsere Chance sehen wir als Anbieter regionaler Bierspezialitäten", unterstreicht Markus Stodden. Die Brauerei kennt ihre Kunden und ist ihnen nahe. Wachstumsmarken sind Mönchshof (zum Beispiel durch das Natur Radler), Kapuziner (Alkoholfrei), Keiler und Bad Brambacher.
Wenngleich Bad Brambacher mit seinen Mineral-, Erfrischungs- und Wellnessgetränken leichte Absatzmengenrückgänge hinnehmen musste - in Nordbayern und im sächsischen Vogtland konnte die Marke ihre starke Marktposition festigen. Das Unternehmen sieht sie als Nischenanbieter qualitativ hochwertiger Markenprodukte im höheren Preissegment.
Das Spezialitätensortiment ist das eine, daneben will die Brauerei weiter auf Produkt-Innovationen setzen - wie die Sternquell-Bierbrause oder das Mönchshof Naturradler. Und: Für ein mittelständisches Unternehmen ungewöhnlich hoch ist der Exportanteil mit 6,3 Prozent der Umsatzerlöse. Aber das Bier aus dessen heimlicher Hauptstadt, wie es die Werbung formuliert, schmeckt offenbar nicht nur den Italienern oder Franzosen, sondern auch und vor allem den Chinesen. Um elf Prozent ist der Exportanteil des Gerstensafts im Vorjahr gestiegen - da werden insgesamt 134.000 Hektoliter ins Ausland geliefert.
Ein zunehmend wichtiger werdender Bereich ist der der Veranstaltungen. Die Kulmbacher Bierwoche oder die Motorrad sternfahrt, die Bayern-1-Sommerreise oder die Fuldaer Wies´n sind Beispiele. Damit tut der Konzern etwas fürs Image, kurbelt den Getränkeumsatz an - und präsentiert sich als regional engagiertes Unternehmen. Der wachsenden Bedeutung trägt die Brauerei dadurch Rechnung, dass sie in Zukunft Veranstaltungskaufleute ausbilden wird. Ende 2012 beschäftigte die Gruppe insgesamt 63 Lehrlinge - nicht nur als Brauer und Mälzer, sondern auch als Fachkräfte für Lagerlogistik oder Fachinformatiker für Systemintegration und Anwendungsentwicklung.
Probleme ostdeutscher Marken
Blickt man auf die einzelnen Marken, so haben es offenbar die sächsischen Sternquell und Braustolz schwer: Sie konkurrieren vor Ort mit preisgünstigen Fernsehbieren, was zu Absatzmengen- und Umsatzverlusten führte.
Die Markgrafen-Getränkemärkte, die ebenfalls zur Gruppe gehören, expandieren - auf bestehenden Flächen mit den Wachstumsmarken der Brauerei, oder auch an neuen Standorten. Ziel ist eine nachhaltige Marktdurchdringung mit eigenen Marken in den Kernabsatzgebieten Hessen, Nordbayern, Thüringen und Sachsen, wie es Markus Stodden formuliert.
Der neu formierte Vorstand nutzte die Gelegenheit, sich gestern auch den Aktionären vorzustellen. Otto Zejmon, der von der Heineken-Gruppe gekommen ist, hat langjährige Erfahrung im Controlling und verantwortet das Ressort Finanzen.
Seit Anfang Mai ist Jörg Lehmann in Kulmbach. Zuvor war er als Vorstand der Löwenbräu AG und als Geschäftsführer der Spaten Franziskaner Bräu GmbH tätig. Er ist für das Ressort Technik zuständig.
Markus Stodden verantwortet bereits seit November 2001 das Vorstandsressort Marketing und Vertrieb. Seit 1. Januar fungiert er auch als Sprecher des Vorstands.
Eine personelle Veränderung wird es auch an der Spitze des Aufsichtsrats geben. Roland Tobias, der bisher Vorsitzender war, will sein Amt abgeben, wie er am Ende der Hauptversammlung betonte.