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Verunreinigtes Trinkwasser - Gesundheitsamt Kulmbach warnt vor Hysterie


Autor: Alexander Hartmann

Wonsees, Donnerstag, 13. Oktober 2016

Verunreinigtes Trinkwasser sorgt in Wonsees und Thurnau für Aufregung. Zweckverband und Gesundheitsamt warnen vor einer Hysterie.
Das Trinkwasser soll in vielen Wonseeser, Thurnauer und Hollfelder Ortsteilen abgekocht werden. Foto: dpa


Die mikrobielle Verunreinigung, die im Trinkwasser der Sanspareil-Gruppe (Landkreis Kulmbach)festgestellt worden ist, hat viele verunsichert. "Wir bekommen Anruf über Anruf. Leute fragen, ob sie sich mit dem Leitungswasser noch die Hände waschen dürfen und ob sie ihr Vieh noch tränken können", sagt der Vorsitzende des Zweckverbands, Günther Pfändner. Pfändner will das Problem nicht herunterspielen, warnt aber vor einer Hysterie: "Die Messlatte, die die deutsche Trinkwasserverordnung anlegt, ist sehr hoch. Das Wasser, das man in vielen Urlaubsländern im Hotelzimmer hat, ist viel schlechter als unseres."


"Keine Bedenken"

Vor einer Hysterie warnt auch der Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes in Kulmbach, Dieter Weiss. Die coliformen Bakterien, die in allen fünf Hochbehältern gefunden worden seien, seien keine Krankheitserreger.
Hände waschen, duschen, den Geschirrspüler nutzen - "da habe ich keine Bedenken", erklärt der Mediziner. Für gesunde Menschen sieht er überhaupt keine Gefahr. Wenn man Speisen mit nicht abgekochtem Wasser zubereite und diese über Tage stehen lasse, könnten sich die Bakterien allerdings stark vermehren. Dann könne es bei geschwächten Personen schon mal zum Durchfall kommen, so der Leiter des Kulmbacher Gesundheitsamtes.


Diese Orte sind betroffen

Deshalb gilt weiterhin die Abkochanordnung für Wonsees, Schirradorf, Zedersitz, Großenhül, Kleinhül, Gelbsreuth, Sanspareil (Markt Wonsees), Lochau, Tannfeld, Leesau (Markt Thurnau) sowie Fernreuth, Kainach und Krögelstein (Stadt Hollfeld). Die dortigen Haushalte sollen das Wasser vorsorglich zehn Minuten lang sprudelnd abkochen, wenn sie Nahrung oder Getränke zubereiten, Salat, Obst und Gemüse waschen oder auch Zähne geputzt werden.


Chlor tötet ab

Wie lange das Wasser noch abgekocht werden muss? Möglicherweise kann die Anordnung in der nächsten Woche aufgehoben werden. Wie der frühere Wonseeser Bürgermeister Günther Pfändner mitteilt, wird das Wasser ab dem heutigen Freitag in der Aufbereitungsanlage im Pumpwerk bei der Schlötzmühle gechlort.
Durch das Chloren würden Keime abgetötet. "Sobald durch Proben festgestellt wird, dass gechlortes Wasser in allen Versorgungsleitungen angekommen ist, werden die Haushalte per Handzettel informiert, dass ein Abkochen nicht mehr nötig ist", sagt Pfändner. Das gechlorte Wasser kann man dann auch bedenkenlos trinken, wie Dieter Weiss erläutert.


Funktioniert Aufbereitung?

Doch auch wenn bald Entwarnung gegeben werden sollte - die Ursachenforschung geht weiter, denn das Problem ist noch nicht gelöst. Geklärt werden muss die Frage, wie es zur mikrobiellen Verunreinigung kommen konnte. Da inzwischen in allen fünf Hochbehältern der Sanspareiler-Gruppe Bakterien gefunden worden sind, hält es Dieter Weiss für möglich, "dass die Aufbereitungsanlage nicht so funktioniert, wie sie sollte".
"Das ist eine Möglichkeit, die wir in Betracht ziehen. Wir haben deshalb auch die Überprüfung der UV-Anlage veranlasst", sagt Zweckverbandsvorsitzender Günther Pfändner. Es könne aber nach wie vor auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Bakterien etwa durch Stoffeinträge aus der Landwirtschaft oder durch tote Tiere über Lecks in den Leitungen ins Wasser gelangt sind.


Hochbehälter wurden gereinigt

Vorsorglich habe man auch die Hochbehälter gereinigt, so der frühere Wonseeser Bürgermeister, der eines herausstellt: "Wir arbeiten natürlich mit Hochdruck daran, die Ursache zu finden."