Druckartikel: Geschichte trifft Natur

Geschichte trifft Natur


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Montag, 22. Mai 2017

Vergessene Orte und kleine Geheimnisse rund um den Rehberg enthüllte Hobby-Heimatforscher Erich Olbrich.
Vom Flugzeug lassen sich sich noch ringförmige Fundamente im Gras erahnen, klärte Erich Olbrich die zahlreichen Interessierten aus. Denn auf einer Wiese unterhalb des Rehbergpavillons waren angeblich die Stellungen im bundesständischen Krieg  Fotos: Sonny Adam


Der Treffpunkt für die vielen Geschichtsinteressierten unterhalb des Rehbergpavillons war für viele einfach nur eine grüne Wiese. Eine Wiese, von der man einen herrlichen Blick auf die Kulmbacher Altstadt hat, von der man eine Panoramaansicht der Plassenburg genießen kann. "Aber hier, auf der Wiese waren im bundesständischen Krieg Stellungen aufgeschlagen. Vom Flugzeug aus lassen sich noch die runden Fundamente erahnen", erklärte Hobby-Historiker Erich Olbrich. Von dort aus wanderten die zahlreichen Interessierten auf der Drei-Stunden-Tour weiter Richtung Rehberg. Stadtförsterin Carmen Hombach ging auf den Waldumbau in Zeiten des Klimawandels ein, warnte vor Eichenprozessionsspinnern (noch ist die Entwicklung aber nicht fortgeschritten). Denn Nester dieser haarigen Raupen wurden im letzten Jahr - ganz in der Nähe des Pavillons - abgesaugt. Die Haare können schwere allergische Reaktionen auslösen, warnte die Försterin.
Der Rehbergpavillon wurde bereits im Jahr. 1883 vom Verkehrs- und Verschönerungsverein gebaut. Einst war der Rehberg nicht so sehr Anlaufpunkt für Sportler, sondern Heimstatt für viele Viehhalter. Und außerdem war unterhalb des Rehberges der Naturheilverein ansässig. Hier sonnte man sich - Männlein und Weiblein getrennt. Es gab sogar eine Kneippanlage. "Die Hütten waren jedoch in die Jahre gekommen. Sie sind abgerissen worden. Auch die Kleingärten, die hier waren, sind weg. Wir haben schon eine Idee, was wir mit dem Gelände machen werden. Aber die Entscheidung muss erst noch fallen", verriet die Stadtförsterin. Möglicherweise könne das Gelände terrassenförmig angelegt werden. "Mein Traum für 2017 wäre es, hier eine Streuobstwiese anzulegen und eine Infostation über Bienen zu etablieren", so die Stadtförsterin.


Der Wald braucht Totholz

Sie erklärte, warum der Wald nicht unbedingt akkurat aufgeräumt sein muss. Totholz bietet einen wichtigen Lebensraum, mahnte die Stadtförsterin. Und dass der Wald in der Region so ist, wie er ist, hat ebenfalls historische Gründe. Früher wurde die Streu aus den Wäldern geholt. "Doch die Streu ist ein natürlicher Dünger für den Wald. Wenn man Streu in hohem Maße entfernt, entzieht man dem Wald seine Nährstoffe, und das merkt man heute", betont die Stadtförsterin.
Auf dem Rundgang erfuhren die vielen Menschen, die sich zum gemeinsamen Ausflug getroffen hatten, noch viel mehr rund um die Natur, zum Thema Wald und Waldumbau in Zeiten des Klimawandels, aber auch jede Menge Historisches.
Erich Olbrich erzählte von einem abgelehnten Baugebiet am Lerchenbühl, vom Rehbergheim. "Wenn Steine erzählten könnten, würde der Rehturm sicher tagelang nicht mehr verstummen. Schlachten und schreckliche Begebenheiten könnte er erzählen, aber er könnte auch die Idylle der Natur preisen, er könnte von fröhlichen Kinderspielen berichten und sicher auch von der ein oder anderen Liebesgeschichte", so Olbrich. Tatsächlich war der Rehturm, der 1498 als markgräflicher Signalturm errichtet worden ist, im Mittelalter ein wichtiger strategischer Punkt. Denn von hier aus wurden Rauchzeichen gegeben - Rauchzeichen, die die Menschen gewarnt haben. In den siebziger Jahren wurde der Turm restauriert.
Olbrich erinnerte an den Flackturm in der Bergstraße, erzählte von der großen Kegelbahn in der Nagelvilla. "Die war einst bei den Kulmbachern sehr beliebt", so der Hobby-Historiker. Drei Stunden lang lauschten die Menschen seinen Geschichten aus vergangenen Tagen. Erich Olbrich sammelte Spenden bei der Führung, sie werden für bedürftige Kinder in der Region verwendet.



Weitere Entdeckertouren

25. Juni
Erich Olbrich und Stadtförsterin Carmen Hombach zeigen im Buchwald Historisches und Natürliches; Dauer: 3 Stunden.

16. Juli Marcus und Erich Olbrich führen über den neuen Friedhof und gehen auf Spurensuche nach bedeutenden Namen; Dauer: 1,5 Stunden

20. August Marcus und Erich Olbrich bieten einen Spaziergang über den Alten Friedhof. Sie haben viel Wissenswertes um Bestattungsbräuche und Totenkult in Franken in Erfahrung gebracht; Dauer: 2 Stunden.

Spenden Die Teilnahme an den Entdeckertouren ist kostenlos. Spenden für bedürftige Kulmbacher Kinder werden erbeten. Das Geld kommt der Aktion "Franken helfen Franken" zugute.