Geschäft kommt vor Genuss
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Sonntag, 23. Sept. 2018
An Autobahnraststätten pflegt man eine ganz besondere Form der Reklame. Ist die nun anrüchig?
Geld stinkt nicht", heißt es so schön. Der Ausspruch geht auf den römischen Kaiser Vespasian zurück, der damit die von ihm erhobene Steuer auf öffentliche Bedürfnisanstalten kommentiert haben soll.
"Geld stinkt nicht." Das mögen sich auch die Manager jenes Unternehmens gedacht haben, das bundesweit Autobahn-Toiletten betreibt. (Sehr angenehme, saubere Toiletten, nebenbei bemerkt.)
Wer dort seine Münzen in den Automaten wirft, der dem oft von großem Druck geplagten Reisenden mitunter erst nach einiger Verzögerung den Weg durchs Drehkreuz freigibt, erhält einen Bon. Diesen Bon wiederum kann man einlösen. 50 Cent werden dafür beispielsweise beim Kauf einer Tasse Kaffee gutgeschrieben.
Ein guter Dreh, so ein kostenpflichtiges Drehkreuz! Ein Kaffee kostet nämlich weit mehr als den Betrag auf dem Bon. Und wer, freudig gestimmt ob solcher Rabatte, viel Kaffee kauft, muss den an der nächsten Raststätte wieder loswerden. So kurbelt man ein Geschäft an.
Den Gedanken daran, was das Personal an der Kaffeetheke empfindet, wenn es ständig mit Bons frisch von der Toilette versorgt wird, hab ich bisher meist erfolgreich verdrängt.
Aber nun haben die Toilettenbetreiber noch eins draufgesetzt: "Snack gefällig?" liest der Toilettengast, kaum dass er die Kabine verriegelt und sich zwecks geschäftlicher Verrichtungen niedergelassen hat, auf einer Werbetafel an der Kabinentür. Leckere Sandwiches seien im Verkaufsraum erhältlich, erfährt man weiter. Und dass man, natürlich, auch hier den bewussten Bon einlösen kann.
Ich weiß: Geld stinkt nicht. Aber diese Form der Reklame... die ist mir dann doch ein bisschen zu arg.