Gerd Wachowski erweist sich in Kulmbach als Meister der Orgel-Improvisation
Autor: Sonja Adam
Kulmbach, Montag, 10. Juni 2019
Professor Gerd Wachowski erfüllte bei einem besonderen Konzert auf der Rieger-Orgel von St. Petri die Wünsche der Zuhörer.
Wenn Kirchenmusikdirektor Gerd Wachowski zum Orgelkonzert einlädt, dann kommt er ohne Noten aus. "Was möchten Sie denn gerne hören?", fragte er das erstaunte Konzertpublikum, das zu seinem Improvisationskonzert in die Petrikirche gekommen ist.
Wachowski lud die Kulmbacher am Pfingstsonntag zu einem Orgel-Wunschkonzert ein. Die gewünschten Titel wollte er dann improvisieren. "Ich nehme die Kirchenlieder nur als Steigbügel, versuche dann aus dem Moment heraus zu spielen - aus dem Stegreif."
Beflissen notierte sich der renommierte Orgelprofessor, der Lehrbeauftragter an der Musikhochschule Frankfurt am Main ist und dort die Professur für Liturgisches Orgelspiel und Literaturspiel innehat, die Wünsche der Kulmbacher. Die Palette war breit gefächert, reichte von einfachen altbekannten Kirchenliedern bis hin zu anspruchsvollen Bach-Werken.
Gewaltige Orgel kann auch leise
Mesner und Musiklehrer Wolfgang Armbrecht wünschte sich ein Stück, das "ganz leise" gespielt wird. Nicht ohne Hintersinn. Denn die meisten Rieger-Orgeln sind so disponiert, dass sie vor allem durch ihre Klanggewalt bestechen und "leise" eben nicht können.
Für die Kulmbacher Rieger-Orgel gilt das allerdings nicht. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie auch zarte Klänge bis zur Perfektion erzeugen kann. "Jesu, meine Freude" wählte der Orgelprofessor aus und machte daraus eine Meditationsmusik. Die Töne klangen wie in Watte gepackt: hauchzart, wie vom Winde verweht und doch unendlich schön und harmonisch. Test bestanden, musste Armbrecht eingestehen.
Ein Kenner des Instruments
Tatsächlich kennt Professor Gerd Wachowski die Kulmbacher Rieger-Orgel so gut wie kein anderer. Er war als Sachverständiger beim Orgelneubau beteiligt. Mit seinem Improvisationskonzert zum Abschied von Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn wollte er noch einmal die Verbundenheit zu Kulmbach musikalisch untermauern.
Zu einem wunderschönen Improvisationswerk voller positiver Energie wurde "Wie lieblich ist der Maien". Der Orgelprofessor improvisierte es mit Tutti-Solo-Elementen, spielte mit Haupt- und Nebenwerk und ließ sich dabei offenbar von den Regeln einer klassischen Concerto-Komposition inspirieren.