Genervt von Telefon-Abzockern
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Montag, 27. Februar 2017
Bei der Polizei werden wieder vermehrt betrügerische Anrufe gemeldet. Auch bei Elke Brehm haben dubiose Geschäftemacher ihr Glück versucht.
Während Elke Brehm noch vom jüngsten Abzocke-Anruf erzählt, klingelt das Telefon. Beim Strom könne sie sparen, wenn sie den Anbieter wechselt, erzählt ihr die Anruferin. Doch bei der Kulmbacherin hat sie kein Glück, das Gespräch ist schnell - und in einem freundlichen Ton - beendet. Doch Elke Brehm hat auch Erfahrung mit ganz hartnäckigen Anrufern gemacht, die nur ihr Bestes wollen - ihr Geld.
Ein ganz frecher Anruf ist erst ein paar Tage her: Um den Google-Eintrag von Elke Brehm im Internet ging es. Ob Name und Adresse noch zutreffend sind, wollte die Anruferin anfangs nur wissen. Ein bisschen Blabla, dann die entscheidende Frage: Die Anruferin wollte "das Häkchen rausnehmen, damit der Jahresvertrag automatisch verlängert wird".
Nie einen Vertrag unterschrieben
Bei Elke Brehm schellten die Alarmglocken. Sie hatte nie einen derartigen Vertrag abgeschlossen. Schon gar nicht einen mit 700 Euro Gebühr pro Jahr. "Ich habe mehrfach betont, dass ich nie etwas unterschrieben habe und auch keinen derartigen Vertrag abschließen werde." Doch so leicht ließ die Anruferin nicht locker: Sie hätte doch in den vergangenen Tagen Post erhalten und diese wohl aus Versehen weggeschmissen, unterstellte die Unbekannte. "Sie war sehr versiert und rhetorisch gut geschult, immer höflich. Und zum Schluss sehr bestimmend", beschreibt die Kulmbacherin den Verlauf des Gesprächs.
Nach dessen Ende blieb ein mulmiges Gefühl: "Man weiß ja nicht, ob man alles richtig gemacht hat, ob nicht doch dann ein Schreiben im Briefkasten auftauchen wird. Ob das Gespräch irreführend zusammengeschnitten wird", erzählt Elke Brehm, die immer wieder von Anrufern genervt wird, die ihr einen Gewinn versprechen oder ihr Auto kaufen wollen.
Der Eindruck der Kulmbacherin, die einen Handel und Vertrieb von Cleafin-Reinigungsprodukte betreibt, ist, dass wahllos vorgegangen wird. Also weder gezielt Gewerbetreibende noch Privatpersonen angesprochen werden. "Bei Geschäftsleuten könnte ich das verstehen, für die ist es wichtig, dass sie in Google gleich gefunden werden."
Taktik zurechtgelegt
Elke Brehm hat sich inzwischen überlegt, wie sie künftig bei Abzocke-Anrufen reagieren will: mit Gegenfragen und dem Verwickeln in ein Gespräch - bis das Gegenüber am anderen Ende der Leitung genervt aufgibt.Das Traurige an der ganzen Geschichte: "Es gibt seriöse Anbieter, die leiden unter den schwarzen Schafen."
Das rät die Polizei
Die Täter gehen nach den Worten der Beamten sehr kreativ vor und bedienten sich unterschiedlicher Maschen. Wie die Polizei betont, sind unerlaubte Werbeanrufe verboten. Sie bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung des Angerufenen.
Das schreckt aber viele zumeist unseriöse Unternehmen nicht ab: Die Zahl der Beschwerden über unerlaubte Werbeanrufe reißt nicht ab. In solchen Fällen rät die Polizei sich Datum, Uhrzeit und Grund des Anrufs sowie Namen, Unternehmen und Rufnummer des Anrufers zu notieren und sich damit an die örtliche Verbraucherzentrale zu wenden.
Sofort handeln ist wichtig
Auch wenn der Angerufene lediglich der Zusendung von Informationsmaterial zugestimmt hat, kann es sein, dass er anschließend eine Auftragsbestätigung erhält. Hier gilt: Sofort handeln! Denn am Telefon geschlossene Verträge sind gültig!Allerdings können fast alle am Telefon abgeschlossenen Verbraucherverträge innerhalb einer Frist von 14 Tagen widerrufen werden, schriftlich oder durch Rücksendung der gelieferten Sache, eine Begründung ist nicht nötig. Es genügt der rechtzeitige Versand des Schreibens per Brief, Fax oder E-Mail, der aber nachgewiesen werden muss.
Und immer gilt: Geben Sie nie Ihre Kontonummer preis, wenn Sie den Gesprächspartner nicht kennen.
Und: Stimmen Sie nicht der Nutzung Ihrer Telefonnummer zu Werbezwecken zu. Falls Sie es doch einmal tun: Ein einmal gegebenes Einverständnis können Sie - auch telefonisch - widerrufen.