Gemüse aus Franken: Eines der modernsten Gewächshäuser Deutschlands steht in Oberfranken
Autor: Agentur dpa
Feulersdorf, Mittwoch, 22. August 2018
In Feulersdorf im Landkreis Kulmbach steht eines der modernsten Gewächshäuser Deutschlands. Verschiedene Sorten Tomaten, Paprika und Gurken wachsen hier in riesigen, lichtdurchfluteten Hallen. Im Knoblauchsland wird es den Gemüsebauern zu eng.
Wie ein futuristischer Urwald wirkt die Mischung aus Natur und Technologie: Tausende von Pflanzen - jede Einzelne hat ihre eigene Wasser- und Mineralstoff-Versorgung. Die Wurzeln stehen nicht in Erde, sondern in einem Substrat aus Kokosfasern. Die sind frei von krankheitserregenden Bakterien oder Pilzen. Unter dem Dach summt es. Hummeln kümmern sich um die Bestäubung der Tomatenblüten. An den Pflanzenstängeln und Blättern machen Raubmilben, Florfliegen, Schlupfwespen und andere ausgewählte Insektenarten Jagd auf Schädlinge.
Tomaten, Paprika und Gurken aus Oberfranken - das ganze Jahr lang
In Feulersdorf (Landkreis Kulmbach) ist vor kurzem eines der modernsten Gewächshäuser Deutschlands in Betrieb gegangen - um das ganze Jahr über Tomaten, Paprika und Gurken zu produzieren.
"Wir geben im Monat mehrere tausend Euro für biologische Schädlingsbekämpfung aus. Auf die chemische Keule wollen wir so gut es geht verzichten", sagt Fritz Boss (44), Gärtnermeister mit Fachgebiet Gemüsebau und einer von zwei Geschäftsführern der Scherzer & Boss Fruchtgemüse GmbH. Das Unternehmen ist eine Neugründung aus den beiden Nürnberger Familienbetrieben Scherzer Gemüse und Gemüse-Fritz Boss. Die Cousins Stefan Scherzer und Fritz Boss haben sich an das 25-Millionen-Euro-Projekt gewagt. "Wir müssen genauso wachsen wie unsere Kunden", sagt Boss. Der Lebensmitteleinzelhandel stelle sich auf die zunehmende Nachfrage der Verbraucher nach regional erzeugten Produkten ein. Doch gibt es kaum Betriebe in Nordbayern, die in dieser Größenordnung produzieren können.
Innovativ: Das Klimasystem im Gewächshaus
Die innovative Komponente der Feulersdorfer Gewächshäuser ist das so genannte Air & Energy Klimasystem eines niederländischen Unternehmens. Üblicherweise wird die Luft in Gewächshäusern durch Heizen und Lüften entfeuchtet und erwärmt. Beim Air & Energy Klimasystem sparen Plattenwärmetauscher Energie, indem sie Abluftwärme auf Frischluft übertragen. Auch das Kondenswasser gelangt zurück in den Gewächshauskreislauf. Das aufwendige Rezirkulationssystem wird von großen Gewächshäusern in Österreich und den Niederlanden verwendet, in Deutschland ist es nach Unternehmensangaben bislang einzigartig.