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Ganz Motschenbach feiert seinen Pfarrer Florian Will


Autor: Sonja Adam

Motschenbach, Sonntag, 30. Juni 2019

Motschenbach hat den ersten katholischen Pfarrer der Geschichte: Florian Will feierte seine Primiz mit vielen Gläubigen.
Dekan Hans Roppelt (links) überreicht dem frisch geweihten Primizianten Florian Will seine Stola und seine Kasel.Sonny Adam


Bürgermeister Robert Bosch hatte zur Feier des Tages seine glänzende Amtskette umgelegt. Die Motschenbacher haben ihre Häuser geschmückt. Fahnen wehten. Die Katholiken haben - obwohl Fronleichnam bereits vorbei ist - mitten im Ort einen Blumenteppich für "ihren" Pfarrer ausgelegt: ein Kreuz, ein Kelch - nachts haben die Katholiken das Bild aus Blütenblättern gezaubert. Direkt vor dem Haus der Wills, mitten auf der Straße. Dort, wo der Festzug auf jeden Fall vorbei muss.

Zum ersten Mal in der Ortsgeschichte Motschenbachs wird ein Motschenbacher zum katholischen Priester geweiht. Für Motschenbach ist das ein Jahrhundertereignis. Jeder möchte dabei sein, denn Florian Will ist einer von ihnen. Florian Will, 26 Jahre alt, wurde am Samstag im Bamberger Dom zum Priester geweiht. Schon abends empfing Motschenbach den neuen Pfarrer mit einem Fackelzug.

Das Dorf bietet alles auf

Am Sonntag, eigentlich der Kerwasonntag, wollte er seine Primiz in seinem Heimatort feiern, gemeinsam mit den Menschen, die ihm Zeit seines Lebens begleitet haben. Motschenbach und das gesamte Dekanat Kulmbach boten alles auf, was es zu bieten hatte: Die Vereine schickten Fahnenabordnungen, Dutzende Ministranten wollten dabei sein und Geistliche aus dem gesamten Dekanat reisten an. Auch Vertreter aus Politik und aus dem öffentlichen Leben waren zugegen und holten den neuen Priester ab.

Florian Will indes wartete ganz bescheiden vor seinem Elternhaus. Er trug nur die weiße Albe. Im Hof des kleinen Bauernhauses überreichte Dekan Hans Roppelt dem neu geweihten Pfarrer die Stola und die Kasel, das Messgewand. Und gemeinsam zog dann der gesamte Festzug Richtung Zelt. Die Motschenbacher Kirche wäre viel zu klein gewesen, um all die Menschen, die mit Florian Will feiern wollten, aufzunehmen. Deshalb wurde der Primizgottesdienst im Festzelt gefeiert.

Viele prominente Gäste

Bezirkstagspräsident Henry Schramm wartete im Festzelt, auch Landessynodalin Christina Flauder hatte sich angesagt. Politiker und Vertreter des öffentlichen Lebens aus Stadt und Landkreis kamen im Laufe des Tages vorbei, viele waren schon bei der Primizmesse da. "Wenn wir Primiz feiern, dann feiern wir nicht uns, sondern wir feiern den Glauben an Gott", sagte Florian Will selbst bescheiden. Die Primizpredigt hielt Pfarrer Dr. Christian Steger aus Bayreuth. Auch wenn Florian Will schon als Kind der Kirche in besonderer Weise zugetan war, so war sein Weg doch nicht einfach. "Der Zeitgeist will, dass wir alles erzwingen. Doch Priester zu sein, das kann man nicht erzwingen. Man kann sich Priester nicht basteln, auch nicht in Notsituationen", schickte Steger voraus.

"Du hast Deinen Platz gefunden"

Zu Florian Will sagte er nur: Florian Will ist nicht vor der Welt geflohen, er ist niemand, der sich verschanzen möchte. "Es war für Florian Will kein unbeschwerter Siegeszug auf gerader Linie", blickte Steger zurück. Er erinnerte an den Tod von Florian Wills Mutter, als er noch in der Schule war. Nach der Schule trat Florian Will ins Priesterseminar ein, doch er trat auch wieder aus, weil er eine Freundin hatte. "Er ist zurückgekehrt und er hat turbulente Zeiten in der Weltkirche kennengelernt", so Steger. Der Glaube stehe vor einer neuen Herausforderung. "Du zeigst uns jetzt mit deinem Hochzeitsgewand, dass du deinen Platz gefunden hast", so Steger.

Der Glaube solle ein Zeichen gegen die "krasse Individualgesellschaft" setzen.

Regelmäßig Kontakte bleiben

Florian Will segnete die Menschen, die ihm so am Herzen lagen. Viele Menschen nutzten die Gelegenheit, um ihm öffentlich oder privat zu gratulieren. Sein erster Einsatzort wird ab 1. September der Seelsorgebereich Kronach mit Hauptsitz in St. Johannes der Täufer Kronach sein. Florian Will wird also - so wie er es sich vorgenommen hat - weiter regelmäßig nach Hause fahren können, wird die Kontakte zu seinen "Kumpels im Bauwagen" in Motschenbach und seinen Freunden weiter pflegen.