Gärtnern für die Wissenschaft
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Freitag, 10. Juni 2022
Ein Experiment für mehr Unabhängigkeit: Mainleuser Schüler beteiligen sich an einem Soja-Anbauversuch der Universität Hohenheim. Sie wollen herausfinden, welche Sorten in unserem Klima gute Ernten versprechen.
Neugierige Blicke richten sich auf den Inhalt eines großen Briefumschlags, den Lehrerin Marga Passing vor Dritt- und Viertklässlern der Grund- und Mittelschule Mainleus ausbreitet. Darin stecken zehn kleine Tütchen, in denen sich jeweils 50 Sojabohnensamen befinden, außerdem ein paar Päckchen Blumensamen. Es ist das Startpaket für ein ganz spezielles Projekt im Schulgarten: einen wissenschaftlichen Versuch, mit dem die Schüler die Forschungsarbeit der Universität Hohenheim unterstützen möchten.
Die Schule beteiligt sich am Soja-Experiment "1000 Gärten", das die Landessaatzuchtanstalt der Uni gemeinsam mit dem Bio-Tofuhersteller Taifun auf die Beine gestellt hat. Das deutschlandweite Projekt mit hilfsbereiten Hobbygärtnern startete 2016. Zum dritten Mal sind Mainleuser Schüler beim Anbauversuch dabei und dokumentieren jeden Entwicklungsschritt der Pflanzen von der Keimung der Samen bis zur Ernte.
Am Ende werden dann Proben aller Sorten zur Analyse nach Hohenheim geschickt. Dort prüfen die Forscher den Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen wie Eiweiß und Öl. Parallel dazu werten sie die von den Gärtnern gesammelten Daten aus.
Genauigkeit ist wichtig
Ein großes Beet im Schulgarten mit insgesamt sechs Quadratmetern Fläche widmen die Schüler dem Projekt. Sie legen die Bohnen in die vorbereiteten, jeweils einen Meter langen Saat-Rillen. Dabei zählen sie die kleinen Kügelchen, damit wirklich in jeder der zehn Reihen exakt 50 Bohnen landen. Der Abstand zwischen den Reihen beträgt 50 Zentimeter, der Abstand zwischen den einzelnen Bohnen zwei Zentimeter. Genauigkeit ist wichtig in der Wissenschaft.
Die jungen Gärtner bedecken die Saat-Rillen mit Erde und treten diese vorsichtig fest. Sie wollten ja nicht, dass Vögel die kleinen Körnchen aus der Erde pickten. Zwischen einem Teil der Soja-Reihen säen die Schüler noch Lein oder Ackerringelblumen. Warum? - Sie locken zum einen Bestäubungsinsekten, zum anderen wird getestet, ob sich diese natürlichen Beikräuter auf den Ertrag der Kulturpflanzen auswirken.
Die Aussaat wird einmal kräftig angegossen, das muss reichen. Denn auf den Feldern kommt auch niemand mit der Gießkanne. Die Pflanze müssen mit dem Regenwasser zurechtkommen.
Nun heißt es warten, beobachten und die Entwicklung genau dokumentieren. Nach und nach geht die Saat auf - und dazwischen jede Menge Unkraut. Dieses zu jäten und damit dafür zu sorgen, dass sich die Sojapflanzen gut entwickeln können, ist Aufgabe der Schüler, der sie gewissenhaft nachkommen müssen, auch wenn sie mal keine Lust dazu haben.