Gaben kleine Männer mit spitzem Hut einem Kulmbacher Haus den Namen?
Autor: Erich Olbrich
Blaich, Donnerstag, 20. Sept. 2018
Wie kam ein Haus in Kulmbach zum Namen "Venetianischer Stadel"? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, wohl aber drei Erklärungsversuche.
Auf alten Kulmbacher Landkarten findet sich zwischen der Blaich und Kauernburg eine Bezeichnung, die an einen Urlaub im Süden erinnert: Ein einzelnes Gebäude an der Hofer Straße, die ehemalige Gärtnerei Zuber, wird als "Venetianischer Stadel" bezeichnet. Der Hang, an dem das Gebäude mit der Hausnummer 27 steht, wird in den Urkunden auch als "Venetianische Leite" bezeichnet.
Der Begriff taucht sowohl in der Grenzbeschreibung des Hutdistrikts von 1740 als auch im historischen Ortsnamens-Buch von E. von Guttenberg aus dem Jahr 1750 auf. Vermutlich ist die Bezeichnung aber viel älter und wurde schon im Mittelalter verwendet.
Eine eindeutige Erklärung des Namens gibt es bisher nicht, wohl aber drei gut nachvollziehbare Vermutungen von bekannten Historikern.
? "Venetianer" als Bauarbeiter
In der Hausordnung der Plassenburg von 1532 wird ein Dolmetscher erwähnt. Das deutet darauf hin, dass dort damals italienische Bauleute arbeiteten. Italiener, auch "Welschen" genannt, sind am Bau der Burg für Jahrzehnte nachgewiesen, um das Jahr 1552 sogar in erheblich größerer Zahl als deutsche Maurer. Die Entlohnung für die "Welschen" war übrigens mehr als doppelt so hoch wie für die Einheimischen.
Neben dem deutschen Baumeister Hans Kopp gab es auch einen namentlich nicht genannten italienischen Meister. Man kann sich der Ansicht des ehemaligen Stadtarchivars Richard Lenker anschließen, der Venetianische Stadel sei wohl die Unterkunft der an der Plassenburg beschäftigten Italiener gewesen. Ein weiteres Indiz für diese Ansicht ist der große Sandsteinbruch oberhalb des Areals, in dem zum Beispiel für den Wiederaufbau der Stadt nach 1554 Steine gebrochen wurden.
Es ist durchaus fraglich, ob man die ausländischen Arbeiter gerne in der Stadt logieren lassen wollte. Auch dieser Gedanke könnte für den Stadel als Unterbringung sprechen.