Fußgänger gegen Autofahrer: blöd oder farbenblind?

1 Min
Ein Unbekannter hat in Neustadt bei Coburg eine Fußgängerampel aus der Verankerung gerissen. (Symbolfoto: Archiv/Michael Gründel)
Ein Unbekannter hat in Neustadt bei Coburg eine Fußgängerampel aus der Verankerung gerissen. (Symbolfoto: Archiv/Michael Gründel)

Es ist schon seltsam: Fußgänger fordern (mit Recht), dass Autofahrer im Straßenverkehr besondere Rücksicht auf sie nehmen. Sobald dieselben Menschen, die als Fußgänger über rabiate Autofahrer schimpfen, jedoch selbst am Steuer sitzen, sind die Grundlagen des Verständnisses füreinander vergessen.

Ich bin häufig zu Fuß in der Stadt unterwegs: Die meisten Fußgängerampeln sind so geschaltet, dass ihr Signal relativ schnell von Grün nach Rot springt, für denjenigen, der bei Grün losmarschiert jedoch genug Zeit eingeplant ist, um sicher auf die andere Straßenseite zu kommen.

Abbiegende Autofahrer, die es zu jeder Tageszeit grundsätzlich unglaublich eilig zu haben scheinen, regen sich mit Hingabe auf, wenn ich als Fußgängerin mich in dieser Rotphase auf der Straße befinde. Das blinkende Fußgänger-Signal haben die Behörden ja nur zur Dekoration aufgehängt. Hupen und eindeutige Handbewegungen sind noch die harmlose Reaktion. Erst gestern wurde ich wieder angeschrien: "Sind Sie blöd oder farbenblind?"
Im ersten Moment war ich natürlich sauer.

Doch der Ärger löste sich in Luft auf, als ich die Komik der Situation erkannte: Derselbe Typ, der mich da mit hochrotem Kopf aus seinem Fenster anplärrte, hat mich kürzlich (als Autofahrerin) zu einer Notbremsung gezwungen, als er kopflos bei Rot über die Straße rannte. Hat er wohl vergessen oder gar nicht mitbekommen, denn auf Fußgänger muss man schließlich besondere Rücksicht nehmen.