Fusion in trockenen Tüchern
Autor: Werner Reißaus
Kulmbach, Dienstag, 16. Mai 2017
Die Kulmbacher Bank verschmilzt mit der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigstadt zur VR Bank Oberfranken Mitte.
Das war ein starkes Zeichen für die künftige VR Bank Oberfranken Mitte. Ein ähnliches Votum gab es auch schon bei der Vertreterversammlung der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigstadt vor wenigen Tagen in Kronach. Damit sind die Grundlagen für das neue Bankgebilde und dessen strategische Weiterentwicklung gelegt.
Die erfolgreiche Leistungsbilanz, die die beiden Vorstände Stephan Ringwald und Dieter Bordihn vorlegten, rückte damit zwangsläufig etwas in das Hintertreffen der Vertreterversammlung. Die Bilanzsumme erfuhr mit 723,8 Millionen Euro einen Zuwachs von zwei Prozent, und der Bilanzgewinn lag für 2016 bei 561 522 Euro. Der Dividendenvorschlag mit drei Prozent (561 425 Euro) fand die einhellige Zustimmung der Vertreterversammlung.
Die Kulmbacher Bank ist mit ihren 18 Standorten, rund 36 900 Kunden und derzeit knapp 19 000 Mitgliedern nach wie vor gut aufgestellt. Ziel der beabsichtigten Verschmelzung ist es, im Rahmen des satzungsgemäßen Förderzweckes die Leistungsfähigkeit auf Dauer zu sichern und weiter auszubauen. Durch die Verschmelzung ändert sich der Förderzweck der beteiligten Genossenschaften nicht. Vielmehr wird der Förderverein der neu gebildeten Genossenschaft aufgrund der höheren Finanzkraft für die Zukunft gesichert.
Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Peter Heinlein, stellte in seiner Begrüßung fest, dass die Genossenschaften seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten erfolgreich am Markt unterwegs sind. Heinlein ging im weiteren Verlauf seiner Ausführungen auf fünf Leitgedanken zur Ausrichtung der Wirtschaftspolitik ein, die für die Entwicklung der Bank und für die kleinen und mittleren Unternehmen der Region wichtig sind. So brauche Europa mehr Verhältnismäßigkeit in der Regulierung: "Momentan nimmt die regulatorische Belastung für Regionalbanken und den Mittelstand stetig zu. Das widerspricht dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit und schadet mittelfristig Investitionen, Wachstum und Beschäftigung. Wir brauchen daher dringend einen Kurswechsel im Sinne des Mittelstandes." Außerdem dürfe in Deutschland keine unnötige Bürokratie geschaffen werden: "Stattdessen brauchen wir praxistaugliche Regeln, die verständlich und einfach anzuwenden sind."
Vorstand Stephan Ringwald berichtete von dynamischen Veränderungen in der Bankenbranche und neuen Herausforderungen: "Die Folge ist ein wachsender administrativer Aufwand. Es ist deshalb für die Wettbewerbsfähigkeit elementar, sich noch effizienter aufzustellen und zugleich die Kundenbetreuung weiterhin persönlich und ortsnah zu gestalten." Ringwald ging auf die Testberatungsgespräche 2016 ein. Die Kulmbacher Bank eG erhielt dabei die Note 1,3 und liegt damit im Bereich der besten 10 Prozent in Bayern.
Vorstand Dieter Bordihn beschäftigte sich mit der Bilanzsumme, die mit 723,8 Millionen Euro ein Wachstum von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr erfuhr. Im Kreditgeschäft lag die tatsächliche Inanspruchnahme zum Jahresende bei 280,7 Millionen Euro und damit 2,5 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Mit Blick auf die Niedrigzinsphase, die Regulierungswelle und die Digitalisierung war es nach den Worten von Vorstand Dieter Bordihn notwendig, mit der Verschmelzung der Kulmbacher Bank und der Raiffeisen-Volksbank Kronach - Ludwigstadt eine strategische Weichenstellung vorzunehmen.
Durch den Zusammenschluss könne die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der neuen genossenschaftlichen Bank in der Mitte Oberfrankens nachhaltig gesichert und die regionale Versorgung der Mitglieder und Kunden auch in Zukunft gewährleistet werden. Vorstände und Aufsichtsräte beider Häuser waren davon überzeugt, dass die Bündelung der Kräfte die richtige Antwort auf die künftigen Herausforderungen ist.