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Funkmast in Schwarzach: Telekom macht Rückzieher


Autor: Jürgen Gärtner

Schwarzach bei Kulmbach, Mittwoch, 20. März 2019

Der Widerstand der Schwarzacher zeigt Erfolg: Die Telekom hat den Bauplan zurückgezogen. Das hat aber auch Konsequenzen für die künftige Versorgung.
Symbolbild: Jens Büttner/ZB/dpa


Karin Ehrhardt gab ihr Bestes, aber die Kommunalbeauftragte Mobilfunk der Telekom biss bei den Schwarzachern auf Granit. Sie konnte die über 200 Besucher der Bürgerversammlung am Dienstagabend nicht von der Notwendigkeit eines Mobilfunkmasts im Ort und damit einer besseren Versorgung mit dem mobilen Internet (LTE) überzeugen. Nach einer in weiten Teilen sachlich geführten Diskussion in der Mehrzweckhalle resignierte sie schließlich und erklärte: "Wir als Netzbetreiber werden den Standort nicht weiterverfolgen." Und dafür gab es lauten Applaus.

Zwei Stunden vorher: In der Mehrzweckhalle in Schwarzach werden die Sitzplätze knapp. Die Besucher strömen. Das sorgt für Stress bei Peter Schütz. Der Schwarzacher ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Protest. Sein Haus liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum geplanten Mast. Er sorgt bei der Bürgerversammlung dafür, dass keiner draußen bleiben muss. Schütz steigt auf eine Leiter, klappt die Hallenabtrennung zusammen. So finden schließlich alle Besucher Platz. Die Veranstaltung beginnt mir kurzer Verspätung.

Höher als der Kirchturm

Was hat die Schwarzacher und die Nachbarn aus Schmeilsdorf so mobilisiert? Es ist der Plan der Telekom, zur Verbesserung ihres Mobilfunknetzes in den Dörfern einen 36 Meter hohen Mast auf einem Grundstück mitten im Ort zu errichten - höher als der Kirchturm.

Telekom-Beauftragte Karin Ehrhardt, stand am diesem Abend im Mittelpunkt, obwohl das Podium hochkarätig besetzt war mit Vertretern des Gesundheitsamts, des Landesamts für Umwelt und des Landratsamts sowie der Baufirma.

"Wir haben die Planungen aufgenommen, weil es Beschwerden gab und der Wunsch nach einer ordentlichen Versorgung an uns herangetragen wurde", erklärte Karin Ehrhardt den Hintergrund. Eigentlich sei der Raum Schwarzach gar nicht im Ausbauprogramm vorgesehen gewesen. "Aber auch aus der Politik wurde an uns Netzbetreiber herangetragen, Funklöcher zu stopfen." Eine gute Versorgung sei ein Standortvorteil und gehöre heute einfach zur Infrastruktur.

"Wirtschaftlich grenzwertig"

Deshalb habe man mit der Suche nach einem geeigneten Standort begonnen, obwohl das aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten grenzwertig gewesen sei. Von der Station auf dem Reiterhof wäre eine zeitgemäße Versorgung unter Einhaltung aller Grenzwerte und Sicherheitsabstände möglich gewesen. Und das hätte den Vorteil mit sich gebracht, dass bei einer guten Versorgung die Sendeleistung der Handys auf einen Bruchteil reduziert würde.

Höhere Belastung

Und hier erhielt sie Unterstützung von Thomas Kurz vom Bayerischen Landesamt für Umwelt: Mit der Nutzung der "niedlichen kleinen Endgeräte" würde man sich beim Telefonieren oder Surfen einer 1000- bis 10 000-fach höheren Strahlung im Vergleich zur Basisstation aussetzen. "Da kommt in fünf Minuten telefonieren so viel zusammen, wie man in fünf Tagen Basisstation abbekommt."

Aber die Argumente zogen bei den Besuchern nicht: Immer wieder hielten sie Zettel mit "Nein zum Funkturm mitten im Ort" und "Ja! zum besseren Mobilfunk-Konzept Mainleus" in die Höhe, bis Karin Ehrhardt sichtlich frustriert aufgab. Die Planungen würden nicht weiterverfolgt, sagte sie. Und verhehlte nicht die Konsequenzen: "Dann wird auch in den nächsten Jahren keine bessere Versorgung realisiert werden." Wofür es wieder Applaus gab.

Noch am gleichen Abend nach Ende der Veranstaltung wurde der Bauantrag offiziell zurückgezogen.