Für einen Abschied in Würde
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Mittwoch, 06. November 2019
Hospizbegleiter stehen Menschen beim Weg vom Leben in den Tod zur Seite. Eine anspruchsvolle Aufgabe - aber auch eine, die sie erfüllt.
Als Monika Philipp von jenem Moment erzählt, den sie "heilig" nennt, lächelt sie: Frühling sei es gewesen, die Sonne schien, der Wind habe die Vorhänge am Fenster gebauscht. "Es war ein großer Frieden im Zimmer." Ein heiliger Moment. Ein Moment, in dem ein Mensch gestorben ist.
Monika Philipp ist Hospizbegleiterin. Sie hat diesen Menschen über die Grenze vom Leben zum Tod begleitet. So, wie schon viele vor ihm und viele danach. Ihre selbst gewählte Aufgabe: Ein Leben würdig zu Ende gehen zu lassen.
Um die Würde bis zum Schluss ist es nicht gut bestellt, wie die 77-Jährige aus eigener Erfahrung weiß. Die gelernte Altenpflegerin hat oft genug erlebt, dass Angehörige völlig überfordert sind, dass das Personal in Kliniken oder Pflegeheimen zu viele Aufgaben hat. "Da hat niemand Zeit, sich hinzusetzen, eine Hand zu halten..."
Einfach da sein
Monika Philipp hat deshalb 1997 mit dazu beigetragen, den Kulmbacher Hospizverein zu gründen. Auch Karin Vonbrunn (66) war damals schon mit dabei. Auch ihr Engagement entwuchs aus beruflichen Erfahrungen. Sie hat in einer Einrichtung für behinderte Menschen gearbeitet: "Alte Männer und Frauen, viele aus der Kriegsgeneration, die niemanden hatten, der sich um sie kümmerte." Auch diese Menschen sollten, so wünschte sie es sich, nicht alleine sterben müssen. "Es ist so wichtig, einfach da zu sein."
Richard von Schkopp hingegen ist erst spät zum Hospizverein gestoßen. Hospizhelfer hatten in einer Zeit, in der von Schkopp beruflich nicht in Kulmbach tätig war, seine Mutter begleitet. Sehr dankbar sei er dafür gewesen, sagt der 67-Jährige heute. Wenig später habe er sich dem Hospizverein angeschlossen, habe 2015 die Ausbildung zum Hospizhelfer absolviert und das bislang nicht bereut. "Ich mache ja sonst viel mit Zahlen", so Richard von Schkopp, der sein Wissen als Bank-Experte in den Dienst etlicher Hilfsorganisationen stellt. "Die Hospiz-Arbeit ist was ganz anderes - und sie erfüllt mich sehr."
Begleiter auf dem Weg vom Leben zum Tod: Auch für geschulte Helfer ist das immer wieder eine Grenzerfahrung. "Man weiß nie, was passiert", sagt von Schkopp. Jeder Einsatz - die Helfer sprechen von "Begleitung" - sei anders und immer wieder neu, meinen Monika Philipp und Karin Vonbrunn. Vorbereitet fühlen sie sich gut: Alle Hospizhelfer durchlaufen eine mehrmonatige Ausbildung. Der theoretischen Schulung schließt sich ein praktischer Teil an. Erst dann sind die Helfer bereit für den Einsatz bei einem sterbenden Menschen.
Wer das sein wird, entscheidet der Zufall. Aber Käthe Goné redet dabei mit. Sie ist die Koordinatorin des Kulmbacher Hospizvereins. Wann immer bei ihr die Bitte von Angehörigen oder Mitarbeitern einer Klinik oder eines Heims ankommt, einem Menschen auf seinem letzten Weg zur Seite zu stehen, fragt sie Details ab: Alter, Art der Erkrankung, Vorlieben, Biographisches. Der Mensch, der auf seinen letzten Schritten begleitet wird, soll jemanden an seiner Seite haben, der zu ihm passt.