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Für den Piks in die Apotheke?


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Sonntag, 06. Februar 2022

Ab Dienstag dürfen Apotheker Impfungen anbieten. Wer dabei ist und warum sich der Enthusiasmus bei den Kulmbacher Apothekern in Grenzen hält.
Eine Covid-19-Schutzimpfung kann man jetzt auch in einigen Apotheken bekommen.


Lange wurde darüber diskutiert, ob auch Apotheker Covid-19-Schutzimpfungen durchführen sollten. Jetzt ist es so weit: Ab morgen dürfen Apotheker den schützenden Piks verabreichen - wenn sie die nötigen Weiterbildungen absolviert und einen geeigneten Raum zur Verfügung haben. Wie halten es die Apotheker in Stadt und Landkreis Kulmbach? Wir haben uns umgehört und mit einigen von ihnen über das Thema gesprochen.

Zwei, die ihren Kunden die Möglichkeit zur Impfung anbieten werden, sind Cynthia Milz von der Apotheke am Stadtpark und Dieter Braun von der Blaicher Apotheke. "Ich finde es sinnvoll, dass die Leute möglichst viele und verschiedene Möglichkeiten haben, sich impfen zu lassen. Dazu leiste ich gern meinen Beitrag", sagt Dieter Braun. Ob seitens der Kunden ein echter Bedarf dafür besteht, kann er noch nicht abschätzen: "Ich werde zunächst Termine samstags an einem Impfnachmittag anbieten. Das könnte für Menschen interessant sein, die in der Nähe der Apotheke wohnen und die nicht so mobil sind. Mittwochabend könnte ich mir auch vorstellen, für Berufstätige, die tagsüber wenig Zeit haben." Während der regulären Dienstzeiten würde Braun das Angebot ohnehin nicht schaffen. "Dafür muss man sich extra Zeit nehmen."

Zusatzausbildung in Theorie und Praxis

Impfungen in der Apotheke möglich zu machen, ist mit einigem Aufwand verbunden. Die Spritze darf nur von einem Apotheker verabreicht werden, der eine Zusatzqualifikation dafür haben muss. "Die Theorie kann man in einem Online-Kurs absolvieren, das war kein Problem für mich", erzählt Braun. Für die praktische Schulung ist er nach München zu einem Sonntags-Kurs gefahren.

Der 62-Jährige hat dort nicht nur die Injektionstechnik gelernt, sondern auch die Aufbereitung des Impfstoffs. In einem Portionsfläschchen von Biontech beispielsweise stecken sechs Einzeldosen, die vor der Verwendung noch aufbereitet und auf Spritzen gezogen werden müssen. "Das haben wir alles trainiert und uns als Kursteilnehmer gegenseitig Kochsalzlösung gespritzt. Man muss das schließlich alles üben. Für mich ist das Impfen Neuland, aber ich habe die Ausbildung gern gemacht." Die Terminvergabe wird Braun über ein Online-Tool auf der Webseite seiner Blaicher Apotheke organisieren. "Das läuft dann automatisiert, ist einfach und übersichtlich."

Die meisten Apotheken, die wir kontaktiert haben, werden den Impfservice nicht anbieten, da sie momentan keinen Bedarf dafür sehen. Aktuell gebe es genug Kapazitäten im Impfzentrum und bei den Ärzten, der für die Impferlaubnis erforderliche Aufwand sei für eine kleine Apotheke doch recht hoch, sagen beispielsweise Olga Pauls von der Frankenwald-Apotheke Stadtsteinach und Alexandra Mergenthaler von der Zentralplatz-Apotheke. Jan Stock von der Main-Apotheke Himmelkron wartet noch ein wenig ab, welche Erfahrungen die Kollegen machen. Man bereite sich durch die Schulung vor und werde eventuell später Impfangebote machen.

Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands und Sprecher der Kulmbacher Apotheker, sieht den Start eher als Versuchsballon, nicht als flächendeckende Alternative. Dass die Impfwilligen scharenweise in die Apotheken strömen, um sich ihren Piks abzuholen - das werde nicht passieren.

Impfbereitschaft wieder "im Keller"

"Im November und Dezember waren Impftermine nicht so leicht zu bekommen, nachdem Biontech nur begrenzt verfügbar war und viele Menschen Moderna nicht wollten", sagt Hubmann. "Jetzt haben wir eine ganz andere Situation: Seit zwei Wochen ist die Impfbereitschaft wieder deutlich im Keller, am Impfzentrum werden wenig Termine gebucht, und man kann auch wieder ohne Termin zum Impfen kommen. Bei den Ärzten ist die Nachfrage ebenfalls geringer."

In der Stadtpark-Apotheke mache man deshalb versuchsweise das Angebot. "Es ist uns wichtig, nicht in Konkurrenz zu den Ärzten zu treten. Wir sehen das als eine Ergänzung der bereits vorhandenen Möglichkeiten. Aber wenn es Engpässe gibt, dann stehen wir gerne bereit."

Einfach schnell mal in die Apotheke zum Impfen, das funktioniert allerdings nicht. Das geht nur mit Termin. Der Hauptgrund dafür ist, dass es nach wie vor keine Einzelfertigspritzen gibt, sondern in jedem Impfstoff-Fläschchen mehrere Impfdosen stecken, die nur begrenzt haltbar sind und zügig verbraucht werden müssen. Die auch von Ärzten favorisierten Einzelspritzen wird es auf absehbare Zeit nicht geben, vermutet Hubmann. "Wie in vielen Bereichen ist derzeit auch für Fertigspritzen das Material knapp."