Für den Biber wird's in Trebgast eng
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Donnerstag, 17. Dezember 2015
Der im Ort fleißige und beliebte Nager hat die Trebgast aufgestaut und beeinträchtigt den Messpegel. Deshalb soll das Tier jetzt zum Umziehen bewegt werden.
Konzertierte Aktion in Trebgast an der Trebgast: Experten von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt, vom Wasserwirtschaftsamt Hof und vom Naturschutz sind zusammengekommen, um sich zu einer Allianz zu formieren - gegen den Trebgaster Biber.
Sie wissen, dass der längst die Sympathien der Bevölkerung genießt. Und sie machen der Gemeinde einhellig ein Kompliment: "Trebgast ist eine Vorzeigegemeinde in Sachen Biberschutz. Das Verhalten der Einwohner ist äußerst vorbildlich. Bei unseren regelmäßigen Kontrollgängen haben wir uns ja schon des Öfteren mit den Anwohnern unterhalten. Sie sind alle pro Biber." Auch das Gemeindeoberhaupt, in dessen Grundstücksabschnitt an der Trebgast die Burg des Bibers vermutet wird, ist ein Fan des Nagers.
Trotzdem könnte es für das zweitgrößte Nagetier der Welt - nach dem Wasserschwein - jetzt etwas ungemütlich werden.
Die Arbeit des Bibers hat dazu geführt, dass man auch in der Landeshauptstadt auf ihn aufmerksam wurde. Dort wunderte sich im Sommer die oberste bayerische Wasseraufsichtsbehörde, dass der Pegel der Trebgast in diesem Bereich trotz der überall herrschenden Trockenheit immer mehr ansteigt. Das hatte eine Messstation registriert, die zwischen dem Bahnhof und den Sportanlagen installiert ist. Ein Anruf der Münchener in Hof brachte das Wasserwirtschaftsamt auf den Plan, deren Mitarbeiter den Biber und seinen Damm als Verursacher identifizierten.
Problem Hochwasserschutz
Der Tatendrang des Nagers war damit noch nicht gestillt. Mit sichtbarem Erfolg arbeitete er an einem zweiten Damm im Ortsteil Weiherhaus. Aber da wird ein Ansteigen des Wasserstands problematisch. Denn hier hatten einige Anwohner in der Vergangenheit bereits bei normalem Hochwasser Probleme. Nicht auszudenken, wenn der Bach in diesem Abschnitt jetzt auch noch höher aufgestaut wird.Das alles führte jetzt zu dieser Expertenrunde. Das Ergebnis war einstimmig: Die Dämme müssen kurzfristig beseitigt werden. Es soll versucht werden, den Biber zu vertreiben, und zum Umzug weiter südlich zu bewegen.
Alexander Kusche von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Kulmbach, bei der die Zuständigkeit liegt, hat der "Aussiedlung" zugestimmt. "Der Artenschutz ist zwar relativ hoch angesiedelt, aber alles, was mit Hochwasserschutz zusammenhängt, wiegt in dem Fall schwerer. Der Pegel Trebgast stellt einen Teil des Hochwasser-Nachrichtendienstes dar. Wenn er unter permanentem Einstau nicht mehr funktioniert, ist das für die Hochwasser-Prognose ungünstig, weil die Hochwasser-Prognosen verfälscht werden und nicht mehr zuverlässig sind."
Langfristig sei man daran interessiert, den Biber aus dem besiedelten Bereich zu vergrämen. Durch vorbeugende Maßnahmen, wie Elektrozäune, Bojen oder Warnblinkleuchten, hoffe man, dass es ihm hier zu bunt wird und er sein Lebenszentrum etwas außerhalb der Siedlung suche.
Günther Hugel vom WWA sieht eine gewisse Chance, dass sich der Biber umsiedeln lässt. "Weiter bachaufwärts sind noch Reviere frei." Auch er verteidigt die Maßnahme. "Die Pegelstation hinter dem Bahnhof ist vom Wasserschutz her der einzige Steuerpegel für die Trebgast. Den brauchen wir einfach." Momentan habe man keinen Pegel. Dafür findet man im Internet den Eintrag: Wegen Biber gesperrt.
Eisvogel ausgemacht
Auch Horst Schwemmer, der Bibermanager für Nordbayern, war vor Ort. Er hat eine überraschende Beobachtung gemacht. "Wissen Sie, dass es hier einen Eisvogel gibt? Ich habe ihn zwar nicht gesehen, aber deutlich gehört. Dieser Vogel ist ein Indikator für eine intakte Natur. Kurzum: Der Biber tut der Natur gut. Und das gefällt mir." Dennoch: Die Infrastrukturmaßnahme des WWA müsse man auch ein Stück weit akzeptieren. Unter diesen Voraussetzungen sei es vernünftig, zu versuchen, ihn umzusiedeln.
Hans-Joachim Küfner ist, neben Erich Schiffelholz und Hermann Gerdes, einer von drei ehrenamtlichen Biberberatern im Landkreis Kulmbach: "Wir sind dafür, dass der Biber erhalten bleibt. Es geht um ein vernünftiges Miteinander - nicht gegeneinander. Nicht umsonst ist er ein besonders und streng geschütztes Tier. Auf einen Begriff legt der Biberberater großen Wert: Artenvielfalt. Das ist das wichtigste Wort, das Sie in Ihrem Artikel unterbringen müssen. Der Biber ist ein Architekt der Artenvielfalt. Wo er sich ansiedelt, gibt es mehr Fische, Reptilien und Insekten."
Am Mittwoch wurden die beiden Dämme durch die Flussmeisterei Bayreuth platt gemacht. Die Trebgaster sind auf die Reaktion "ihres" Bibers gespannt.
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