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Fünf Stunden Vollgas beim Schlappenfasching in Zaubach


Autor: Klaus Klaschka

Unterzaubach, Sonntag, 28. Januar 2018

Hausmacher-Fasching mit den besten Zutaten nur aus der Region: Das ist auch heuer wieder der Zäungner Schlappenfasching.
Schlappenfasching in Zaubach. Foto: Klaus Klaschka


Zweimal fünf Stunden am vergangenen Wochenende und noch zweimal am kommenden. Allerdings bereits seit Wochen schon ausverkauft. Denn es hat sich bereits seit Jahren herumgesprochen, dass die Unterzaubacher Dorfgemeinschaft keine Kosten und erst recht keine Mühen scheut, ihrem Publikum ein abwechslungsreiches und ausgefeiltes närrisches Programm zu servieren, bei dem der Saal im Landjugendheim nicht nur wegen der drängenden aber immer noch gemütlichen Enge kocht.

Und selbst in der 23. Session ist den Zäungnern Neues, Unerhörtes und Ungesehenes eingefallen. Selbst dem Nachwuchs, an dem es nicht mangelt. Einen ausnahmsweise nur kurzen Auftritt hatte Franz Thierauf, dem es jetzt besser geht, nachdem ihm schon wieder leicht anzügliche, na ja: dreggerda Witz‘ einfallen.

Für die Musik sorgte Ralf Morlock, der nach seiner Bewährungsprobe im vergangenen Jahr, heuer gleich fest angestellt wurde - obwohl er kein Unterzaubacher, sondern blos ein Tannenwirtshäuser ist. Das brachte ihm zunächst nur einen müden und mitleidigen Applaus ein. Nach seinen Solo-Liedla zum Akkordeon dann aber einen kräftigen.

Wie immer startete der Nachwuchs, bevor er müde wurde und wegen der nach dem Auftritt versprochenen Wienerla quengelte, das Programm. Heuer mit einem wilden und neckischen Tanz zu einem Medley aus Schlagern der 50er Jahre. Mitten im Programm zeigte der etwas ältere Nachwuchs dann einen formvollendet Tanz bei einem "schaurig schönen Maskenball" mit viel pikiertem Getue, wie das halt am feudalen Hof damals so war. (Maya und Finn Hempfling, Emely Hildner, Jonas Baumer und Vikoria Steger sowie Lukas Hempfling, Carina Schüßler, Jana Hildner und Julian Heinz). Jonas Gleich war hierfür zum Tanzmeister ernannt worden - außerdem noch zum Schauspieler in den Sketchen "beim Friseur" als ewig nur babbelnde Frisöhs (mit Peter Gleich) und als Ehetrampel bei der "Eheberatung" (mit Kristin und Horst Kampe).

Zudem haute er auf die große Trommel des neu gegründeten Schlappenorchesters: einem musikalischen Sauhaufen (Helmut Baumer, Harald Hildner, Horst Kampe, Alexandra Gleich und Carina Schüßler) mit zwei - neben Ralf Morlock - richtig spielenden Posaunen (Andrea Schuberth und Franz Ott). Der Sauhaufen)sang dazu auch noch gleichzeitig - und zwar durchaus politisch-kabarettisch Schlaues von der müden Regierungsbildung in Berlin über die Stanicher Ortsumgehung bis zur ausgerissenen Kuh in Zaubach (Texte: auch Jonas Gleich, der zudem noch als Ansager im zweiten Teil des Programms in seiner langsam schon arg eng werdenden Jacke schwitzte).

Weiteres erlesenes Ballett gab es von Peter Gleich, Markus Hempfling mit Franz Ott, der in diesem Jahr nicht als anmutige Jungfer brillierte, sondern als nicht so recht vorbildhafter Fußballer Anthony Modeste debütierte. Und natürlich bezauberten im dritten Teil wieder das Männerballett (Heiko Tautermann, Hermann Baumgärtner, Harald Hempfling sowie noch einmal Franz Ott und Markus Hempfling) die Damen, sowie die "Grazilen Gazellen" die Herren.

Die Damen des Ensembles als Chor (Elisabeth Baumgärtner, Silke Hempfling, Heike Hildner, Kristin Kampe, Alexandra Gleich, Andrea Schubert und Viola Hildner) beweinten als Witwen gar recht scheinheilig ihre verblichenen Ehemänner, um gleich darauf zu prahlen, wie sie diese um die Ecke gebracht hatten.

Schlappen-Cheffin Elisabeth Baumgärtner brillierte in ihrer Büttenrede mit einem Rundgang durch Zaubach und ihren annähernd wahrheitsgetreuen Beobachtungen. An gleicher Stelle verdingte sich Horst Kampe als Hundeflüsterer seines Hundes namens Sex, den er taufen ließ und nicht verstehen wollte, dass so viele seiner Angebeteten fürchterlich Angst vor Sex hatten.

Schon professionell spielen Emely Hildner und Maya Hempfling. Die beiden jungen Mädels traten vergangenes Jahr zum ersten Mal auf: als dämlich tratschende Tanten und dieses Jahr als Mutter und Tochter, wobei unter dem Titel "Das A-Wort" die Mutter ihrer Tochter eben dieses pädagogisch geschickt wie auch erfolglos austrieb.

In ihrer bewährten Rollenverteilung als weltgewandte moderne Frau von Welt sowie als bauerschlauer Trampel zeigten wieder Alexandra Gleich und Viola Hildner diesmal ihr unterschiedliches "Flirtverhalten", das beide, wenn auch jede anders, zum Ziel führte.

Absoluter Brüller (nur seitens des Publikums) war wohl der stumme Sketch "Im Kino" (Lukas, Silke und Harald Hempfling, Harald und Heike Hildner sowie Carina Schüßler): eine wahrhaft unbeschreibliche Pantomime menschlicher Gier und Abneigung.

Wer das diesjährige Programm nicht gesehen hat, wird sich sicher, wenn er es gesehen hätte, ärgern, dass er es nicht gesehen hat.

Die jedes Jahr von Harald Hildner aus Salzteig individuell angefertigten Schlappen-Orden-Unikate in Form eines solchen hat übrigens heuer ein recht kurzes rotes Bändla. Es wird gemunkelt: weil vielleicht die roten so arg teuer sein könnten.