Frust in Kulmbach: Die Heimkosten ufern aus
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Montag, 02. Dezember 2019
Teils drastische Erhöhungen der Heimkosten sorgen auch in Kulmbach für großes Unverständnis. Der Sohn eines Bewohners hat sich jetzt an die Politik gewandt. Das Entgelt seines Vaters hat sich seit November 2018 um viele Hundert Euro erhöht.
Die Heimkosten laufen aus dem Ruder. Ein Beispiel gefällig? Friedrich Schuberth, der im Heiner-Stenglein-Pflegeheim der Awo Am Rasen lebt, hat bis Oktober 2018 für ein Einzelzimmer 1728 Euro gezahlt. Jetzt wurde ab November 2019 eine Erhöhung auf 2528 Euro angekündigt. "Eine solche Steigerung darf nicht sein", sagt dessen Sohn Claus Schuberth, der seinem Ärger im Gespräch mit der BR Luft macht. Warum das Entgelt so exorbitant steigt? Wir sind der Frage nachgegangen.
Summe wird teils erheblich überschritten
Eines vorab: Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen müssen die Pflegebedürftigen selbst tragen, bei den Kosten für die reinen Pflegeleistungen greift die Pflegeversicherung ein, doch bleibt oft ein beträchtlicher Eigenanteil. In Bayern ist die Zuzahlung, die Senioren für die Pflege aufbringen müssen, zwischen 2018 und 2019 von 733 auf monatlich 864 Euro gestiegen, wie aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hervorgeht.
Im Bundesdurchschnitt liegt das von den Bewohnern zu leistende Heimentgelt samt Unterkunft, Verpflegung und Investitionen bei 1900 Euro. Eine Summe, die im Landkreis teils erheblich überschritten wird.
Im Awo-Heim Am Rasen etwa lag das Entgelt für das Einzelzimmer von Friedrich Schuberth ab Oktober 2017 bei 1728 Euro. Im November 2018 hat es sich um 39,76 Prozent auf 2414 Euro erhöht. Vor kurzem wurde der Familie nun mitgeteilt, dass das Entgelt um weitere 4,8 Prozent auf 2529 Euro steigen soll.
Kein Verständnis
Dass sein Vater innerhalb kurzer Zeit über 800 Euro mehr zahlen soll, bringt Claus Schuberth auf die Palme. "Die Kosten für Pflegeheim-Plätze dürften im Sinne des Sozialrechts eigentlich nicht in so starken Raten auf die Bewohner und ihre Familien umgelegt werden", klagt der Mann, der sich wundert, dass die Politik nicht einschreitet. Während es inzwischen Mietpreisbremsen gebe, drohten die Heimkosten auszuufern.
"Es geht nicht um Getreide und Aktien"
"Pflegeheime sind ein Pfeiler unseres Sozialsystems und keine frei florierenden Märkte wie die für Getreide und Aktien. Nur von solchen Kontexten kenne ich jedenfalls dermaßen stark springende Preise. Es kann nicht sein, dass das niemand erkennt?" Der Sohn hat sich mit seiner Beschwerde an Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, Bezirkstagspräsident Henry Schramm und an den Awo-Bezirksverband gewandt