Druckartikel: Friedensgebet sorgt für Gänsehautgefühl in Kulmbacher Kirche

Friedensgebet sorgt für Gänsehautgefühl in Kulmbacher Kirche


Autor: Sonja Adam

Kulmbach, Montag, 01. April 2019

Der Kirchenchor "Cantora" verzauberte die Besucher in der Kulmbacher Stadtpfarrkirche. Höhepunkt war des Auftritt eines ungewöhnlichen Komponisten.
Sabine Behr hatte mit dem katholischen Kirchenchor "Cantora" ein anspruchsvolles Programm erarbeitet. Foto: Sonny Adam


Der Terroranschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 veränderte die Welt. Tränen flossen, Millionen Menschen trauerten - für einen Moment stand die Erde still. Zutiefst ergriffen von den schockierenden Ereignissen wollte der Gitarrist und Komponist Dietmar Ungerank, der an der Musikschule der Hofer Symphoniker unterrichtet, einen Beitrag zur Trauerbewältigung leisten. "Ich komponierte das Friedensgebet. Es sollte ein Zeichen gegen radikalisierten Glauben sein", erklärte der Komponist nach dem ergreifenden Konzert des katholischen Kirchenchors "Cantora", bei dem sein Werk der unumstrittene Höhepunkt war.

Dietmar Ungerank saß bei der Aufführung in der ersten Reihe und übernahm - gemeinsam mit Ewa M. Cyran - den Gitarrenpart. Bescheiden, geradezu unauffällig begann das Werk mit hauchzarten Querflötentönen. Die Gitarren mischten sich in die sphärischen, fernöstlichen Klänge.

"Herr, lass' Frieden werden"

Dann wurde die Welt wachgerüttelt: durch Paukenschläge. Christof Pöhlmann erhob aus dem Kirchenschiff seine Bassstimme: "Herr, lass' Frieden werden. Herr, gib, dass ich ein Licht anzünde, wo Finsternis herrscht." Die Worte klangen wie eine Mahnung aus der Ferne. Kernstück war ein Gebet im Stile von Franz von Assisi. Und am Ende der Komposition stand "Trost", die Hoffnung auf einen Sieg über den Tod. Mit wunderschönen Harmonien klang das Gebet aus. Es hatte seinen Weg in die Herzen der Menschen gefunden. "Ich habe bewusst auch Elemente aus anderen Religionen aufgenommen - auch den Allahu Akbar-Ruf, der ja nur bedeutet: Gott ist groß", erklärte der Komponist auf Nachfrage.

Doch nicht nur dieses Gebet boten die Mitglieder des katholischen Kirchenchores Cantora musikalisch dar: Auch der 130. Psalm wurde gesungen. "Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir", baten die Sänger. Kristina Jonak übernahm den Solopart im Sopran.

Die Klammer der Abendmusik bildete Albert Beckers Werk "Bleibe, Abend will es werden". Die neue Chorleiterin des katholischen Kirchenchors, Sabine Behr, setzte auf zeitgenössische und moderne Werke. So hat sie das altbekannte "Ubi caritas" ins Programm genommen, doch nicht in den bekannten Versionen, sondern in einer Fassung von Ola Gjeilo. Das Stück begann im Stile der bekannten Klostergesänge, wurde dann jedoch zunehmend vielschichtiger und komplexer. Die Sänger meisterten die Herausforderung. Einen Sprung zurück - und zwar gleich um mehrere Jahrhunderte - wagten die Sänger bei "Seinen Engeln hat Gott befohlen".

Einzigartige Akzente

Zwischen den Gesangsstücken setzten Ewa M. Cyran und Dietmar Ungerank (beide Gitarre) und Andrea Schlegel-Nolte (Querflöten) mit den Werken "Resignation", "Ordnung?" und "Hoffnung" einzigartige Akzente. Seufzende, fast verzweifelte Querflötenklänge wurden zu fröhlich-bewegten Ordnungsversuchen. Ein zarter Schlusston symbolisierte das Fragezeichen. Doch nach dem dritten Werk - der Hoffnung - setzte Komponist Dietmar Ungerank ein Ausrufezeichen: deutlich hörbar, tröstend und vielversprechend.

Die Krone verlieh Organist Wolfgang Trottmann dem Fastenkonzert in der Stadtpfarrkirche. Er hatte den Abend mit dem wunderschönen Stimmungsbild eröffnet, als Jesus über Gethsemane blickte. Und mit der fulminanten Partita über "Jesu, meine Freude" machte Trottmann an der Königin der Instrumente den Klanggenuss perfekt.