Freibad Kulmbach: Beim Unglücksturm tut sich was
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Freitag, 09. Oktober 2015
Die Ereignisse vom Juli, als zwei junge Männer in den Tod gesprungen sind, haben die Überlegungen beschleunigt, was mit dem Sprungturm geschehen soll. Es gibt mehrere Optionen. Am Donnerstag berät der Stadtrat über das Thema.
Der Todessprung von zwei jungen Männern (20 und 24) ins leere Springerbecken des Freibads hat im Sommer die ganze Republik bewegt. Kulmbach stand unter Schock.
Obwohl Stadt und Stadtwerke nachweislich kein Verschulden trifft, haben die tragischen Todesfälle die Überlegungen beschleunigt, was mit dem maroden Bauwerk geschehen soll. Denn schon vorher war klar: Die Anlage ist reparaturbedürftig. Es geht um die Geh- und Aufenthaltsfläche oben am Beckenrand - hier nagt der Zahn der Zeit an der 42 Jahre alten Betonkonstruktion. Eine Sanierung käme teuer: geschätzte Kosten 1,5 Millionen Euro.
Option Abriss
Der Abriss des Sprungturms ist eine Option. Dafür hat sich vergangene Woche - wie die BR in Erfahrung brachte - der für das Freibad zuständige Werkausschuss in nicht öffentlicher Sitzung ausgesprochen.Eine Information, die Oberbürgermeister Henry Schramm auf Anfrage bestätigt. Er hält die Mehrheitsentscheidung des beschließenden Ausschusses für nachvollziehbar: Denn: "Die Mittel für die Sanierung waren vergangenes Jahr nicht da und werden auch nächstes Jahr nicht da sein", so Schramm.
Er verhehlt nicht, dass bei dem Beschluss auch der Gedanke an den "schrecklichen Unfall im Sommer" eine Rolle gespielt habe. "Auch wenn wir nachweislich nicht schuld sind, es bleibt der Fakt, dass zwei Menschen im Schwimmbad ums Leben gekommen sind", erklärt er. Was ihm Sorgen bereitet: "Wir können kein Wasser ins Becken einfüllen. Wenn es aber leer bleibt, ist ein gewisses Restrisiko immer da."
Wenn die Anlage abgebrochen wird, so Schramm weiter, "dann muss es schnell gehen, damit zu Saisonbeginn im Frühjahr das Ganze wieder ordentlich hergerichtet ist. Das Schwimmbad darf keine Baustelle sein."
Also alles klar? Nein, im Gegenteil. Laut Schramm hat sich seit der Sitzung des Werkausschusses eine neue Situation ergeben. Er sei in dieser Woche auf ein neues Förderprogramm des Bundes aufmerksam geworden: 100 Millionen Euro, um Sportanlagen zu sanieren. "Das ist für ganz Deutschland nicht viel, und man muss die Mittel schnell beantragen", so Schramm.
Gespräche laufen
Er habe deswegen bereits erste Gespräche mit Baudirektorin Marion Resch-Heckel von der Regierung von Oberfranken geführt und werde am Donnerstag den Stadtrat informieren. "Es ist sehr kurzfristig. Aber wir brauchen einen Beschluss, um Fördergelder beantragen zu können."Das bedeutet: alles wieder offen. Wenn es Geld gibt, dann möglicherweise für eine Sanierung oder für einen Neubau, eventuell auch in kleinerer Ausführung mit Fünfer-Plattform oder Drei-Meter-Brett.
Schramm zufolge sollen die Stadtwerke prüfen, "was man zur Attraktivierung des Freibads dort machen kann". Zur Debatte stünden: Whirlpools, Chillout-Zone zur Erholung, Strömungskanal oder auch Sprungturm in kleinerer Ausführung. Aber: "Wenn wir kein Geld bekommen, ist der schnelle Abriss eine absolut nachvollziehbare Option, um alles andere auszuschließen und eine Gefahrenquelle zu beseitigen."
Jugend für Sprungturm
Wenn es nach der Kulmbacher Jugend geht, sollte das Freibad wieder einen Sprungturm bekommen. Bei der Umfrage "Wie tickt die Jugend in Kulmbach?" (die BR berichtete am Dienstag) stand bei der jungen Zielgruppe zwischen zehn und 24 Jahren die Erneuerung des Sprungturms im Freibad ganz oben auf der Wunschliste. Dies hätten unter fünf Prozent von 2200 Jugendlichen geäußert, meint Schramm dazu. Er verweist darauf, dass es "viele Möglichkeiten" gibt, derzeit aber alles offen ist.