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Klinikum Kulmbach verkündet Neuerung - Aushang in Arztpraxis sorgte für Aufregung


Autor: Ellen Schneider

Kulmbach, Freitag, 21. März 2025

Anfang des Jahres hatte die Nachricht einer Arztpraxis für Furore gesorgt. Andere Ärzte sprachen wörtlich von einer "Katastrophe". Nun gibt es offenbar eine Lösung für das Problem.
Das Klinikum Kulmbach wird ab dem 1. April den Kassensitz der Frauenarztpraxis Olena Androsova übernehmen.


Im Januar informierte die Frauenarztpraxis Olena Androsova in Kulmbach per Aushang über einen folgenreichen Entschluss: Das Team werde die Arbeit Ende März niederlegen, einen Nachfolger gebe es nicht, hieß es damals. Aufseiten der Patientinnen löste der Umstand Besorgnis aus - stehen nun überhaupt noch genügend Plätze in der Region zur Verfügung, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten?

Die Unsicherheit bekamen auch die anderen gynäkologischen Praxen in Kulmbach zu spüren. Umgehend hätten sie zahlreiche Nachfragen nach offenen Plätzen erreicht, schrieb die Gemeinschaft der Frauenärzte Dres. Roßberg/Dr. Hüttner damals in den sozialen Medien. Aufnehmen könnten sie aufgrund begrenzter Kapazität jedoch keine der Frauen.

Nach Aus von Kulmbacher Frauenarztpraxis: Klinikum übernimmt freien Kassensitz

Und das ist in der Region längst keine Seltenheit. Eine Studie zeigte jüngst: In zwei fränkischen Landkreisen gibt es, bezogen auf die Bevölkerungsdichte, so wenige Ärzte und Psychotherapeuten mit Kassenzulassung wie sonst nirgends in Deutschland.

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Die Praxisaufgabe stelle eine "absolute Katastrophe für alle Patienten in Kulmbach" dar, betonten die genannten Frauenärzte. Umso wichtiger war es den Ärzten der Region, eine gemeinsame Lösung zu finden. Und das scheint gelungen zu sein: Ab dem 1. April soll das Klinikum Kulmbach den freigewordenen Sitz übernehmen - und zwar zusammen mit den Mitarbeiterinnen der Praxis Olena Androsova. Das teilte das Krankenhaus am Donnerstag (20. März 2025) mit.

Ein entsprechender Kassensitz ermöglicht es Ärzten vor Ort, Leistungen über die gesetzlichen Krankenkassen abzurechnen. Dieser ist allerdings an einen bestimmten Ort gebunden und wird durch die zuständige Kassenärztliche Vereinigung vergeben.

Patientinnen von Olena Androsova sollen übernommen werden

Für den Sitz der Arztpraxis Olena Androsova musste sich das Klinikum darum erst bewerben. Das sei in Abstimmung mit allen in Kulmbach niedergelassenen Gynäkologinnen geschehen. "Die Kulmbacher Frauenärztinnen haben das Klinikum sehr unterstützt und motiviert, den Sitz zu übernehmen. Die KV hätte ansonsten sehr wahrscheinlich den Sitz aufgrund der Versorgungslage eingezogen. Das wäre für die gesamte Region Kulmbach eine Katastrophe gewesen", macht Brigitte Angermann, Geschäftsführerin des Klinikums, deutlich.

Seit Mittwoch (19. März 2025) steht fest: Das Klinikum kann den Sitz übernehmen. "Unsere Geschäftsführerin Brigitte Angermann hat frühzeitig verhandelt, als bekannt wurde, dass der Sitz frei werden würde", sagt Landrat und Zweckverbandsvorsitzender Klaus Peter Söllner. "Natürlich haben wir großes Interesse daran, dass der Frauenarztsitz in Kulmbach bestehen bleibt."

Am neuen Sitz im Klinikum sollen entsprechend alle Leistungen erbracht werde, die in niedergelassenen Praxen angeboten werden - also besonders Vor- und Nachsorge. Er soll mit dem bereits bestehenden Sitz in den Räumen des elektiven Behandlungszentrums (EBZ) mit Ärztinnen aus der Frauenklinik des Klinikums betrieben werden, so Angermann.

"Wir müssen sehen": Kapazität ist noch unklar - auch Aufnahme neuer Patientinnen möglich?

Patientinnen der Praxis Androsova sollen dann künftig vom Klinikum übernommen werden, wenn das gewünscht ist. "Das ist nur fair, wenn wir diesen Frauen zunächst den Vorrang einräumen und ihnen ermöglichen, bei uns versorgt zu werden", betont die Geschäftsführerin. Alle Patientinnen, die zwischen April und Juni einen Termin in der scheidenden Praxis vereinbart hatten, sollen entsprechend telefonisch kontaktiert werden. 

Das heiße allerdings nicht, dass andere Patientinnen keine Chance hätten, ihre ambulante gynäkologische Versorgung am Klinikum zu erhalten. Notfälle sollen in den ersten Apriltagen außerdem jeweils von 9 bis 11 Uhr behandelt werden.

"Wir müssen sehen, wie viele Kapazitäten möglicherweise noch frei sind", macht Brigitte Angermann deutlich. "Das Klinikum wird alle Anstrengungen unternehmen und seinen Beitrag leisten, um Frauen aus der Region die Sorgen zu nehmen." Mehr Nachrichten aus Kulmbach findest du in unserem Lokalressort.