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Franz Besold aus Weismain: Ein Leben für die Bütt


Autor: Katrin Geyer

Weismain, Donnerstag, 07. Februar 2019

Franz Besold aus Weismain ist ein beliebter Gast bei Fastnachtsveranstaltungen. Seit 35 Jahren nimmt er seine Mitmenschen aufs Korn.


Es war einmal vor langer Zeit, als das Fernsehen noch schwarz-weiß und die Zahl der Programme klein war. Da gehörte die Ausstrahlung der Faschingssendung "Mainz bleibt Mainz" für den kleinen Franz Besold zu den absoluten Höhepunkten im Jahr. Er durfte länger aufbleiben, verfolgte fasziniert die Darbietungen der Garden und Büttenredner - und sagte eines Tages: "Das will ich auch machen".

Jahrzehnte später: Im Verkaufsraum von Franz Besolds Konditorei in Weismain baumeln an einer langen Stange über der Theke 80 Faschingsorden. Große, kleine, bunt und glitzernd. Nebenan im Café hängen noch einmal 20. "Aber das sind noch nicht alle, die ich habe", sagt der heute 59-Jährige. Seinen Kindheitstraum vom Fasching hat er längst wahr gemacht. Seit 35 Jahren ist Besold als "Till" eine zentrale Figur im Weismainer Fasching.

Als Büttenredner ist Franz Besold, der sich schon als Schulkind an kleinen Reimen versucht hat, in die Fußstapfen seines Vaters Berthold getreten. Der hat über Jahre hinweg die Büttenreden für den Weismainer Fasching geschrieben - wenn er auch selbst nie aufgetreten ist. So langsam sei er da hineingewachsen, sagt der Sohn heute, sei dann auch beim Mainleuser Carnevals-Club aktiv geworden. Gelernt habe er aus Erfahrung. "Viele Leute denken, der Reim ist beim Schreiben einer Büttenrede die Herausforderung. Aber der Reim ist nicht das Problem. Wichtig ist es, in vier oder acht Zeilen auf den Punkt zu kommen."

Und auf den Punkt kommt Franz Besold: Alljährlich in der Rolle des Till, der beim Gaudiwurm (heuer am 3. März) und bei der Kellersitzung in seinem Heimatort mit spitzer Zunge die Lokalpolitik glossiert - und in unterschiedlichsten Rollen weit über Oberfranken hinaus.

Ein bisschen im Dreck wühlen

In dieser Session ist er als Kellerassel unterwegs. "Die Kellerassel", so erläutert Besold, "wühlt ein bisschen im Dreck. Und sie fördert dabei allerlei zutage, was die Menschen lieber versteckt hätten." Thematisch öffnet sich da ein weites Feld. Politiker, Showgrößen, andere Prominente: Sie alle kriegen ihr Fett weg. Besold kennt dabei kein Tabu. Fast keines. "Witze, die unter die Gürtellinie gehen, mache ich nicht", sagt er. "Ich würde auch niemanden persönlich angreifen. Privates soll privat bleiben. Auch als Narr muss man sich selbst noch im Spiegel anschauen können."

Auch wenn Franz Besold versichert, dass er nach dem Aschermittwoch "die Festplatte im Kopf löscht", also all die Reime, Spitzen und Pointen in den hintersten Winkel des Gehirns verbannt, um nicht mehr daran zu denken: Nach dem Fasching ist für ihn vor dem Fasching. Im Spätsommer "steht" die neue Figur, in die er sich im Fasching verwandeln wird. Das kann ein Lebensmittel-Kontrolleur sein, ein Vogelhändler - oder eben die Kellerassel. Dann sammelt Besold seine Themen. "Die müssen natürlich immer zur aktuellen Figur passen."

Der Text der Büttenrede entwickelt sich. "Es arbeitet ständig in mir", sagt Besold.

Zum Faschingsauftakt am 11.11. steht dann die Rede. Bei den ersten Auftritten wird noch ein bisschen herumprobiert, das eine oder andere wird geglättet, verbessert oder ausgetauscht. "Der Computer kommt mir da sehr gelegen. Da ist man sehr variabel."

So sorgt Besold dafür, dass seine Reden aktuell bleiben. "Wenn ich am Freitag was im Fernsehen sehe, kann ich am Samstag in der Bütt drauf eingehen."

Auftritte und Freundschaften

Aktuell und pointenstark sind Besolds Beiträge. Das hat ihm in der Faschingsszene einen gewissen Ruhm eingebracht - und Engagements zum Beispiel bei den renommierten "Mombacher Bohnenbeitel" und bei vielen Faschingsgesellschaften in Unterfranken. Für den Weismainer bedeutet das, dass er in der Faschingszeit viel im Auto sitzt, meist begleitet von seiner Frau Barbara.

Das heimische Geschäft muss derweil weiterlaufen. "Das ist jedes Jahr unser persönlicher Gesundheits-Check", schmunzelt Barbara Besold. "Solange wir nachts um halb drei von einem Auftritt heimkommen und dann um sieben Uhr wieder in der Backstube stehen können, solange passt alles."

An einem einzigen Sonntag im Jahr sind Laden und Café geschlossen. Ansonsten müssen sich die Besolds mit ihren beiden Leidenschaften arrangieren. So, wie es ihr Personal tut, und sogar die Gäste. "Unsere Stammgäste wissen ja um unsere Faschingsleidenschaft."

Da trifft es sich nach Franz Besolds Ansicht gut, dass der Fasching in den Winter fällt, eine Zeit, in der es rund um Weismain und auch im eigenen Unternehmen ein wenig ruhiger ist. "Der liebe Gott muss ein Faschingsfreund sein, dass er das so gelegt hat."

Und vielleicht deshalb hat der himmlische Faschingsfreund Franz Besold nicht nur eine große Leidenschaft beschert, der er nachgehen will, so lange es irgendwie geht, sondern im Laufe der Jahre auch viele, viele gute Freundschaften. Und die sind für den "Till" das Schönste am Fasching überhaupt.